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Köln: Das Leben im Schtetl
Aus den tiefsten Depots russischer Museen kommen die Objekte der Ausstellung „Leben im Russischen Schtetl" in Köln: Die Schau im Kölner Museum für Völkerkunde hat den Untertitel „Auf den Spuren von An-Ski" und stammt aus den , Jüdischen Sammlungen des Staatlichen Ethnographischen Museums Sankt Petersburg".
Aus den tiefsten Depots russischer Museen kommen die Objekte der Ausstellung „Leben im Russischen Schtetl" in Köln: Die Schau im Kölner Museum für Völkerkunde hat den Untertitel „Auf den Spuren von An-Ski" und stammt aus den , Jüdischen Sammlungen des Staatlichen Ethnographischen Museums Sankt Petersburg".
Der Autor des jiddischen Theaterstücks „Der Dibbuk", Schlomo S. Rappoport (1863-1920), der sich An-Ski nannte, stammte aus Witebsk. Mit einigen Gleichgesinnten bereiste er von 1912 bis 1915 die jüdischen Gebiete der Ukraine, später auch Galiziens, und sammelte jüdisches Kulturgut. Er gehörte zu den wenigen, die frühzeitig begriffen hatten, wie die ländlichen jüdischen Siedlungen von der Erosion bedroht waren und erkannte, welche unwiederbringlichen Werte hier verlorenzugehen drohten.
Das Leben im Schtetl, so gemütvoll es uns im nachhinein geschildert werden mag, war für die jüngere Generation zunehmend unerträglich geworden. Nicht nur wegen der ständig drohenden Pogrome, auch wegen der geringen wirtschaftlichen und geistigen Entfaltungsmöglichkeiten. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wanderten etwa zwei Millionen russische Juden nach Amerika aus. Andere suchten wenigstens in Moskau und St. Petersburg ein menschenwürdigeres Leben.
Sie bildeten dann einen großen Teil jener entwurzelten linken Intellektuellen, aus denen Lenin seine revolutionären Kader rekrutierte.
Bourgeoisie und Judentum
Die bolschewistische Politik gegenüber den Juden, die in all ihrer Sprung-haftigkeit und Unlogik wohl noch zu erforschen sein wird, spiegelt sich auch im Schicksal der ethnologischen Sammlungen von An-Ski und anderen. Sie wurden geduldet, kamen in die großen Museen, wurden wohl auch in aller Stille wissenschaftlich bearbeitet, aber nur ein einziges Mal öffentlich ausgestellt: ausgerechnet im Jahr 1939, als Stalin und Hitler sich einander annäherten.
Die damalige Präsentation hatte zwei Hauptteile: die vorrevolutionäre und die sowjetische Epoche. Vor der Revolution gab es Kapitel wie „Der
Bund der Bourgeoisie mit dem Zarismus" oder „Die jüdische Religion im Dienst von Zarismus und Bourgeoisie", allerdings auch sachliche Informationen. Der sowjetische Teil zeigte vor allem die Jüdische Autonome Region, die es vorübergehend gab.
Deutsche Bomben zerstörten einen Teil der Sammlungen in Leningrad, eine Sammlung in Odessa wurde von deutschen Truppen verschleppt und später von britischen Streitkräften in Bayern gefunden - ob vollständig, weiß man nicht. Nach dem Krieg wurden zwar alte jüdische Bestände (aus der Zarenzeit) von einem Moskauer Museum nach Leningrad gebracht, das dortige Ethnographische Museum nahm aber seine wissenschaftliche Tätigkeit nicht wieder auf. So ruhten die Bestände bis zum Ende des Kommunismus.
Die Ausstellung wurde für eine weite Wanderung vorbereitet. Von Amsterdam kam sie nach Köln, wo sie bis 25. Juli zu sehen ist. Sie wird über das Jüdische Museum Frankfurt ins Israel Museum Jerusalem und ins Jewish Museum New York gehen. Trachten, Kultgegenstände, Theaterdokumente begleiten die zahlreichen alten Fotos und künstlerischen Darstellungen vom Leben im Schtetl.
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