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Königsmord und Stehaufmännchen

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Eine wachsende Desillusionierung der Amerikaner konstatiert das US-Magazin „Newsweek" in seiner neuesten Ausgabe; die Vorwahlen in New Hampshire -mit einem massiven Anti-Bush-Votum - hätten das gezeigt. Wohin ist Amerikas Optimismus entschwunden? fragt die Zeitschrift.

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Eine wachsende Desillusionierung der Amerikaner konstatiert das US-Magazin „Newsweek" in seiner neuesten Ausgabe; die Vorwahlen in New Hampshire -mit einem massiven Anti-Bush-Votum - hätten das gezeigt. Wohin ist Amerikas Optimismus entschwunden? fragt die Zeitschrift.

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US-Präsident George Bush erklärte seinen schwachen Stimmenanteil von 53 Prozent bei den Vorwahlen in der republikanischen Partei im Bundesstaat New Hampshire zum „Erdrutschsieg" gegen seinen Rivalen Patrick Buchanan. Ein Berater des Präsidenten warnt jedoch davor, Buchanan weiterhin zu unterschätzen: „Wenn er in Georgia (am 3. März) und zwei weiteren Staaten wieder an die 37 Prozent herankommt, ist der Präsident tot. Bush wird dann wie Jerry Ford 1976 tödlich verletzt sein und aus allen Wunden an seinem Körper bluten."

Buchanan hat dieses Blut längst geleckt und kündigt, wie er sagt, „dem selbstherrlichen König George einen Lebenskampf an. Das erfolgversprechende Thema seiner Klage über Bush im Süden der USA: Der Präsident habe mit den jüngsten Menschenrechtsgesetzen zum Schutz von Minderheiten am Arbeitsplatz ein „Quoten-Gesetz" unterzeichnet, das die Weißen benachteilige. Damit sichert er sich auch weiterhin konservative Proteststimmen gegen den „liberalen" George Bush.

Paul Tsongas, der Grieche aus Massachussets und kluge, aber charismalose „Josef Riegler" der Demokraten, hat zwar in seinem Nachbarstaat New Hampshire - wohl mehr zur Überraschung der Medien - die Vorwahlen für sich entschieden. Der ruhige Saubermann ist aber alles andere als ein Siegertyp, der „König George" Vom Thron im Weißen Haus vertreiben kann. Das Wunder von New Hampshire vollzog sich vielmehr bei dem durch eine Schmierenkampagne in der Regenbogenpresse angeschla-genene Bill Clinton, der durch seinen sicheren zweiten Platz künftig das Rennen als erstarktes Stehaufmännchen bestimmen wird.

Seine Chancen liegen im Süden der USA; und er wird mit großer Wahrscheinlichkeit bei den Vorwahlen am „Super Dienstag", dem 10. März (an diesem Tag finden in elf US-Bundesstaaten Vorwahlen statt), die Nominierung für sich entschieden haben. Der sozialliberale Tom Harkin und der farblose Robert Kerry müßten, um überhaupt noch weiter im Rennen bleiben zu können, die Vorwahlen in South Dakota gewinnen, was aber höchst unrealistisch ist. Ergebnisse der South Dakota-Primary vom Dienstag, 25. Februar lagen noch nicht vor.

Nach Überschreiten des sogenannten Bibelgürtels wird im US-Vorwahlkampf die Frage der Religion entscheidend.

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