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Kohl und Mock
Halbzeit ist — in Österreich wie in der Bundesrepublik Deutschland. In beiden Ländern wurden im Frühjahr 1983 die Parlamente neu gewählt. In Bonn kam CDU-Chef Helmut Kohl ans Ruder, in Wien ÖVP-Chef Alois Mock nicht. A ber beiden geht es derzeit ähnlich: eher schlecht. Da kann ein Vergleich schon zu einigem gut sein.
Er lehrt: Geduld kann kleine Wunder wirken. Helmut Kohl ist Jahre vor seinem Regierungsantritt von der Presse belächelt, kleingemacht, offen verspottet worden. Der Kanzlerhut verschaffte ihm ein paar Monate Respekt. Dann gingen die Demontageversuche munter weiter.
Aber Kohl gab nicht auf. Mit einer Unbekümmertheit, die vielen fast peinlich schien, fuhr Kohl fort, an sich und an sein Werk zu glauben. Und siehe da: Sein Werk gedeiht!
Erst jüngst bestätigte die gewiß nicht CDU-hörige Zeit”: Die Budgetsanierung ist abgeschlossen, der Export floriert, die Wirtschaft wächst, die Außenpolitik ist konsequent geblieben, aber wieder berechenbar geworden, und Zuversicht verdrängt die Zukunftsangst”. Fazit: Kein fundamentaler Umschwung in Sicht!
Nur Kohl wird weiter belächelt. Aber er lächelt zurück und macht weiter. Und Kohls CSU-Rivale Franz-Josef Strauß, der zwar die stärkere politische Begabung, aber nicht das größere politische Glückskind ist, hat seine Alarmfanfare fürs erste abgesetzt.
Da darf ein Kohl-Freund Mock schon auch ein wenig freier atmen. Ausdauer ist nicht hoffnungslos. Der OVP-Strauß Erhard Busek ist als Bundesgenosse weit brauchbarer denn als Alptraumlieferant. Und Meinungsumfragen verraten vor allem eines: Wählerzweifel. Signal sind sie, nicht Schicksal.
Anstrengung trägt Früchte: Das hat bei den jüngsten Länderwahlen in Deutschland die SPD im Saarland, die CDU in Frankfurt und Berlin erleben können.
Der linke Wahlerfolg an der Saar offenbarte dort das gleiche wie die Schlappe der Grünen: Wenn sich die Arbeitslosigkeit in fünf Jahren verdreifacht, zählt am Wahltag einer, der vor allem Arbeit und Zukunft verspricht. Zur Zukunft gehört eine saubere Umwelt ebenso wie ein klares Ja zu Strukturwandel, neuer Technik und Wirtschaftswachstum mit Augenmaß.
Wer dafür die glaubhafteren Argumente und zu Resignation und Pessimismus die hoffnungsvolleren Alternativen bietet, braucht vor Demoskopen nicht auf die Nase zu fallen.
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