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Kommt das Ende der Krise?
In deutschland hat sich zwar die Talfahrt nicht mehr fortgesetzt, die Schwächephase ist damit aber noch nicht überwunden.
In deutschland hat sich zwar die Talfahrt nicht mehr fortgesetzt, die Schwächephase ist damit aber noch nicht überwunden.
Die Weltwirtschaft wird auch 1994 kein erfreuliches Bild bieten. Die rezessive Entwicklung in den Industrieländern, die Übergangsprobleme in Osteuropa und in den Ländern der ehemaligen UdSSR, der Verfall der Preise diverser Rohstoffe, Währungskrisen und anderes haben - bei relativ günstigen Entwicklungen in Asien und Lateinamerika -schon 1993 zu einem Wachstum der realen Weltproduktion von weniger als einem Prozent geführt. Damit wurde dieses Jahr zu einem der schlechtesten der Nachkriegszeit. Pro Kopf der Weltbevölkerung bedeutete dies einen Rückgang der Wirtschaftsleistung und damit in manchen Regionen eine weitere Verarmung.
1994 soll es, darin stimmen die meisten Wirtschaftsforscher überein, zu einer zögernden und mäßigen Erholung der Weltwirtschaft kommen. Die Annahme einer solchen Belebung gründet jedoch lediglich auf der Hoffnung auf eine Verbesserung der Konsumentenstimmung, auf weitere Zinssenkungen in den Industrieländern und eine zumindest ansatzweise Meisterung der Anpassungskrise in Osteuropa.
Rechtfertigt die Lage in den einzelnen Ländern und Ländergruppen solche Hoffnungen? Die Experten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit) jedenfalls haben ihre Wachstumshoffnungen bereits in das Jahr 1995 verschoben: 1994 bleibt nach ihrer Meinung die Lage in Europa (mit Ausnahme Großbritanniens) düster. Mit'mehr Exporten und niedrigeren Zinsen könne zwar gerechnet werden, alles werde jedoch von der Verbesserung des Ausgabeverhaltens der Konsumenten abhängen. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen werde erst 1995 wieder anspringen. Sehr ungünstig seien jedoch die Perspektiven für die europäischen Arbeitsmärkte (siehe Seite 7).
Bereits etwas gefestigt hat sich die Konjunktur in den USA; auch die Investitionen zeigen dort bereits einige Bewegung. Die schon seit geraumer Zeit sehr niedrigen Zinssätze tragen dazu zweifellos bei, ebenso zum verstärkten Kauf dauerhafter Konsumgüter und zum intensivierten Wohnbau. Diese Tendenzen sollten sich 1994 verfestigen und zu einem rund dreiprozentigen Wachstum der amerikanischen Wirtschaft führen. Davon versprechen sich die
Europäer über die Exporttätigkeit einige Impulse, doch werden diese hier lediglich zu einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau beitragen können.
Japan unter Druck
In Deutschland hat sich nämlich die konjunkturelle Talfahrt zuletzt zwar nicht mehr fortgesetzt, die Schwächephase ist damit aber noch nicht überwunden. In den neuen Bundesländern haben die riesigen Finanztransfers noch zu keinen nennenswerten angebotsseitigen Verbesserungen geführt; die Transfers werden daher fortgesetzt werden müssen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung hat in seinem jüngst vorgelegten Bericht für die gesamte Bundesrepublik noch keine Anzeichen einer bevorstehenden Wende erkennen können. Um diese rascher herbeiführen zu können, seien grundlegende Änderungen vor allem in bezug auf die Ausgabenpolitik des Staates und auf die Lohnpolitik erforderlich. In den alten Ländern wird nach dem Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) im heurigen Jahr im Ausmaß von zwei Prozent für 1994 eine Stagnation erwartet, für die neuen Bundesländer ein Wachstum von 7,5 Prozent. Für die Bundesrepublik insgesamt ergibt das jedoch lediglich einen Zuwachs des BIP voh 0,5 Prozent.
Ähnliches gilt für die ganze EU: Auch nach Auffassung der Kommission dürfte das Schlimmste zwar überstanden sein, wenn man von den Problemen auf den Arbeitsmärkten absieht, eine durchgreifende wirtschaftliche Erholung ist zumindest für die nächsten Monate aber noch nicht absehbar. Selbst Japan wird im nächsten Jahr wirtschaftlich abermals von vielen anderen asiatischen Ländern in den Schatten gestellt werden. Das Land leidet besonders unter dem derzeit sehr hohen Yen-Wechselkurs.
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