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Kommt der Aufschwung?
Österreichs Prognoseinstitute sehen für heuer und kommendes Jahr niedrige Wachstumsraten und steigende Arbeitslosigkeit voraus. Dem US-Aufschwung wird kaum ansteckende Wirkung zugetraut.
Österreichs Prognoseinstitute sehen für heuer und kommendes Jahr niedrige Wachstumsraten und steigende Arbeitslosigkeit voraus. Dem US-Aufschwung wird kaum ansteckende Wirkung zugetraut.
„In der jüngsten Zeit ist offenkundig geworden, daß die Erholung der Weltwirtschaft schleppender vor sich geht als noch zuletzt angenommen. Damit haben sich die Perspektiven der österreichischen Wirtschaft für einen etwas ausgeprägteren Konjunkturaufschwung verschlechtert. Aller Voraussicht nach wird das Wirtschaftswachstum heuer we-
zuletzt etwas zuversichtlicher geworden sind.“
Daß die Zuversicht jedoch immer noch nicht sehr groß ist, liest man einige Seiten weiter: ,Jm Konjunkturtect Ende April beurteilten die Unternehmer die Lage weiterhin pessimistisch… “
Woher kommt dieser Pessimismus eigentlich, könnte man fragen. Immerhin hat sich doch einiges zum Besseren gewandelt: Die Inflation soll heuer — vorausgesetzt die Mehrwertsteuer wird nicht erhöht — nur mehr 3,2 Prozent betragen; die Leistungsbilanz soll einen Uberschuß von rund zehn Milliarden Schilling aufweisen, und konsumieren werden wir heuer voraussichtlich auch mehr als 1982.
Vielleicht sollte man die Dinge nicht immer nur unter dem Aspekt der Zuwachsraten betrachten. Da nimmt sich sicher der für heuer vorhergesagte Wert von einem Prozent real nicht sehr eindrucksvoll aus. Es lohnt sich aber, die Dinge auch einmal von einer anderen Warte her zu sehen:
Im Jahr 1964 gab es ein eindrucksvolles Wachstum des Inlandsprodukts von 6,4 Prozent, ein unvorstellbar hoher Wert für heutige Begriffe. Damals kam es zu einer Konsumsteigerung von 9,6 Milliarden Schilling. Nun, die im Vergleich dazu lächerlichen 1,1 Prozent Wachstum im ver gangenen Jahr sind mit einem Konsumzuwachs von immerhin 7,1 Milliarden einhergegangen (nur um ein Viertel weniger als 1964!). Diese beiden zeitlich weit auseinanderliegenden Zahlen lassen sich sehr wohl vergleichen, weü sie um den Einfluß der zwischendurch erfolgten Preissteigerungen bereinigt sind.
Da aber zweifellos letzter Sinn wirtschaftlicher Tätigkeit die Bereitstellung von Gütern und Diensten für den Konsum ist, sollte man die Dinge auch einmal von dieser Warte aus sehen.
Denn unser Konsumniveau ist recht eindrucksvoll: 1982 konnte sich jeder Österreicher im Durchschnitt Güter und Dienste im Wert von 85.500 Schilling (7.100 pro Monat) leisten. Und glaubt, man der Prognose des IHS, so werden es heuer um 1.800 Schilling mehr sein.
Was macht uns dann eigentlich so viele Sorgen? Da ist vor allem das Beschäftigungsproblem: 35,5 Millionen Menschen werden nächstes Jahr in den OECD-Län- dem arbeitslos sein, was einer Steigerung der Arbeitslosenrate von 8,5 auf 93 Prozent entspricht. Auch in Österreich rechnet man heuer mit einem Anstieg, und zwar um etwa 28.000 Personen auf rund 133.000, was einer relativ niedrigen Rate von 4,6 Prozent entsprechen wird.
Nicht berücksichtigt sind bei diesen Werten die versteckt Arbeitslosen: Zu ihnen zählen frühzeitig Pensionierte sowie arbeitswillige Hausfrauen und Jugendliche, die keine Stelle finden, insgesamt etwa 70.000 Personen.
Eigentlich rechnet niemand mit einer Bewältigung dieses Problems in absehbarer Zeit. Die Hoffnungen auf die ansteckende Wirkung eines Aufschwungs in den USA sihd gedämpft. Die Umsätze der Bau- und Autobranche sind zwar deutlich gestiegen, die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft ist aber nicht größer geworden. Solange aber die private Investitionstätigkeit nicht steigt, rechnet niemand mit einer nachhaltigen Wachstumssteigerung.
Aber selbst dann ist die Freude nicht ganz ungetrübt, muß man doch damit rechnen, daß der Rationalisierungseffekt solcher Investitionen. besonders bei Einführung von Mikroelektronik, einen weiteren Druck auf den Arbeitsmarkt auslösen würde.
Diesen Druck ausgleichen könnten nur jene Länder, die selbst Mikroelektronik herstellen und dadurch von einer steigenden Nachfrage nach solchen Investitionen profitieren.
Welcher Effekt letztlich überwiegen wird, ist fraglich. Sicher, ist nur, daß Länder, die nur in arbeitssparende Technologie investieren, sie selbst aber nicht erzeugen, große Beschäftigungsprobleme haben werden.
So erscheint die wirtschaftliche Zukunft auch den Auguren ungewiß. Wirklich zufrieden können wir mit unserem derzeitigen Versorgungsniveau sein. Es zu halten erscheint deswegen vielen so schwierig, weil unser System derzeit allzusehr auf Wachstum angewiesen ist. Davon wegzukommen wäre dringend geboten.
niger als ein Prozent betragen und 1984 die Zwei-Prozent-Grenze nicht übersteigen.“
So leitet das Institut für Höhere Studien (IHS) seine jüngste Prognose der Wirtschaftsentwicklung bis Ende 1984 ein. Ebenfalls eher in Moll ist die Einleitung der Vorschau des Wirtschaftsforschungsinstituts gehalten:
„Nach der neuerlichen Rezession im zweiten Halbjahr 1982 hat sich die Wirtschaftslage zu Beginn dieses Jahres im Frühjahr auf dem bis dahin erreichten niedrigen Niveau stabilisiert. Eine Überwindung der nun drei Jahre anhaltenden Konjunkturschwäche zeichnet sich in den bisher vorliegenden Daten nicht ab, wiewohl sich einige Rahmenbedingungen weiter gebessert haben und die Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung
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