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Kompromißlos

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Dieser Band enthält Beiträge zu dem Dreiecksverhältnis „Autor-Buch-Leser“. Mit jener Weitwinkeloptik, welche ihn zu einem europäischen Phänomen gemacht hat, betrachtet Manes Sperber die drei Zentren dieses Bezugssystems in ihrer zeitlichen und geographischen Weite und umspannt dabei drei Jahrhunderte des europäischen und das letzte Jahrhundert des amerikanischen Kulturgeschehens.

Sein Betrachtungsstil duldet keine Unscharfe. Lücken und Auslassungen zieht er verschwommenen Ubergängen vor. Gelegentlich schaut Sperber weg -aber wo er hinschaut, breitet sich Helle aus, auch um den Preis schmerzlicher Einsicht. So etwa, wenn er die Autoren und Intellektuellen nicht unter dem Blickwinkel der „Gedanken-Freiheit“, sondern unter dem Aspekt geschichtlicher Verantwortung betrachtet und dadurch dem Irrtum begegnet, daß sich beide immer decken müßten.

Da lesen wir zum Beispiel: „Wenn man die von der Politik verblendeten Intellektuellen in einer Psychopathologie darstellen wollte, müßte bestimmten Schriftstellern ein Sonderplatz zukommen. Wo sonst gibt es einen so blühenden Blödsinn, ein solches Schwelgen in Selbstverblendung?“ Die Leserschaft, die ihre Freude daran hat, kann dann die Selbstverblendung zur Universalverblendung eskalieren. Und doch ist nicht alles Schwindel, wie Knut Hamsun vor Ge-I rieht sagt.

Manes Sperber führt uns zu jenen skeptischen Antworten, aus denen wir „das fragile Glück der Selbsterweiterung und der aktiven Beunruhigung“ gewinnen.

GETEILTE EINSAMKEIT. Der Autor und sein Leser. Von Manes Sperber. Europaverlag, Wien 1985. 275 Seiten. Ln., öS 296,40.

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