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Konkret Aktionen setzen

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Vom 1. bis 3. Oktober fand in Salzburg die Herbstkonferenz der Katholischen Aktion Österreichs statt. Wie in der FURCHE bereits gemeldet, stand im Mittelpunkt dieser Konferenz die Neuwahl des Präsidiums. Zum Präsidenen wurde Eduard Ploier, Puchberg bei Wels, gewählt. Zu Vizepräsidenten Dr. Inge Loidl, Linz, und Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schneider, Wien. Weitere Präsidialmitglieder sind Prof. Herta Pammer, Gerhard Lang, Leopold Summerauer, Dr. Walter Schaffelhpfer und Dr. Ernst Waldstein. Als neuer Geistlicher Assistent wird der österreichischen Bischofskonferenz Provinzial Pater Dr. Alois Kraxner zur Bestätigung vorgeschlagen. Die Wahlen bedürfen noch der Genehmigung durch die österreichische Bischofskonferenz, die Anfang November in Wien tagen wird.

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Vom 1. bis 3. Oktober fand in Salzburg die Herbstkonferenz der Katholischen Aktion Österreichs statt. Wie in der FURCHE bereits gemeldet, stand im Mittelpunkt dieser Konferenz die Neuwahl des Präsidiums. Zum Präsidenen wurde Eduard Ploier, Puchberg bei Wels, gewählt. Zu Vizepräsidenten Dr. Inge Loidl, Linz, und Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schneider, Wien. Weitere Präsidialmitglieder sind Prof. Herta Pammer, Gerhard Lang, Leopold Summerauer, Dr. Walter Schaffelhpfer und Dr. Ernst Waldstein. Als neuer Geistlicher Assistent wird der österreichischen Bischofskonferenz Provinzial Pater Dr. Alois Kraxner zur Bestätigung vorgeschlagen. Die Wahlen bedürfen noch der Genehmigung durch die österreichische Bischofskonferenz, die Anfang November in Wien tagen wird.

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Mit dem neugewählten Präsidenten der Katholischen Aktion, Eduard Ploier, führte Dr. Walter Schaffel-hofer ein Gespräch über die Schwerpunkte der künftigen Arbeit, die auch Gegenstand der Konferenz waren.

DIE FURCHE: Bei der Konferenz der Katholischen Aktion Österreichs stand diesmal eine Reihe von aktuellen Fragen zur Debatte, etwa das Unverzichtbare in der Katholischen Aktion, die Weiterarbeit der „Aktion Leben“, Überlegungen zu einer gesamtkirchlichen Strategie, Themen, die in die Spiritualität der Katholischen Aktion hineinreichen, sowie medienpolitische Fragen. Was sehen Sie als neugewählter Präsident der Katholischen Aktion als die Schwerpunkte der Katholischen Aktion insgesamt, und besonders als die Schwerpunkte der Arbeit in den nächsten drei Jahren an?

PLOIER: Zunächst zum Unverzichtbaren in der Katholischen Aktion: Das Unverzichtbare ist ja an sich im Laienapostolatsdekret des Konzils festgelegt worden; vor allem, daß das Ziel der Katholischen Aktion das Ziel der Kirche ist und daß die Katholische Aktion organisiert arbeiten soll. Das spricht sich leicht, das heißt aber auch: tatsächlich organisiert sein, bis an die Basis. Weiters, daß in der Katholischen Aktion die Laien die Geschäftsführung innehaben und daß die Katholische Aktion ein besonderes Nahverhältnis zur Hierarchie, zu den Beschöfen hat, das sich in der sogenannten Oberleitung ausdrückt.

DIE FURCHE: Was bedeutet das jetzt konkret für die österreichische Situation?

PLOIER: Für die österreichische Situation sind darauf aufbauend einige Punkte von besonderer Bedeutung. Zunächst müssen wir uns in der Katholischen Aktion ernsthaft prüfen, wie es mit der Kirchlichkeit der Katholischen Aktion steht. Das heißt: Identifizieren wir uns mit der konkreten Kirche, so wie sie uns in Österreich begegnet? Sind die Probleme der Kirche in Österreich auch die Probleme der Katholischen Aktion? Tragen wir diese Probleme mit? Das kann zwar nicht heißen, daß es in der Kirche keine Auseinandersetzung, keine Kritik, keinen Konflikt geben darf, das muß aber heißen, daß wir mit dieser positiven Grundeinstellung zur Kirche stehen, nicht emigieren aus der Kirche, sondern mittragen und nötigenfalls reformieren in dieser Kirche.

Zweitens müssen wir uns die Frage nach der Glaubensvertiefung und Glaubenspraxis stellen. Mehr Menschen, als wir glauben, suchen heute Orte, wo sie sich im Glauben zunächst orientieren können, wo sie Antworten auf ihre letzten Fragen bekommen. Ich möchte die Frage nach der Glaubensvertiefung und Glaubenspraxis nicht an den einzelnen in der Katholischen Aktion richten, sondern an die Bewegungen. Was ist das Motiv für ihr Handeln? Ist das Motiv irgendein Sozialprogramm oder ist das Motiv für das Handeln das Evangelium? Es stellt sich die Frage, ob wir nicht manchmal die Theologie verkürzen, Jesus einmal nur zum Sozialrevolutionär machen, ein anderes Mal Jesus nur in der meditativen Dimension sehen. Zwischen diesen beiden Polen gilt es die Mitte zu finden. In der Katholischen Aktion müssen jedenfalls Meditation, Stille, Gebet, Trost, Antwort auf die letzten Fragen ihren Platz haben.

DIE FURCHE: Einer der Schwerpunkte der Auseinandersetzung in den letzten Jahren war auch das Verhältnis der Katholischen Aktion zu den Pfarrgemeinden. Ist die Katholische Aktion nicht durch die Entwicklung der Pfarrgemeinderäte überholt worden, hat die Katholische Aktion in der Pfarre noch eine Zukunft, oder ist sie ein toter Baum? Eine Frage, die zwar Kardinal König jüngst in einem Referat verneint hat, aber der sich sicherlich auch der neue Präsident der Katholischen Aktion wieder stellen muß.

PLOIER: Ich hätte mich nicht zum Präsidenten der Katholischen Aktion wählen lassen, wenn ich nicht absolut an die Zukunft dieser Katholischen Aktion glaubte. Mir scheint aber, daß die Katholische Aktion sehr ernsthaft ihren Bezug zur Gemeinde, zur Pfarrgemeinde, Personalgemeinde oder territorialen Gemeinde prüfen muß. Ich glaube, daß die Gemeinde die Katholische Aktion braucht und daß die Katholische Aktion nicht gegen die Gemeinde existieren kann. Daher müssen wir heute fragen, wie wir den Pfarrgemeinderäten und damit den Gemeinden notwendige Impulse geben. Vieles, das früher die Katholische Aktion machte, tun heute die Pfarrgemeinderäte oder andere Gremien. Die Katholische Aktion muß jetzt aber überlegen, wo ihr Dienst an der Gemeinde liegt. In der Zukunft wird sie neben konkreten Tätigkeiten in der Pfarre, die einfach irgendwer tun muß, vor allem jene Menschen zu sehen haben, die nicht mehr ganz oder überhaupt nicht mehr bei uns sind.

DIE FURCHE: In den letzten zwei, drei Jahren, seit dem Volksbegehren zum Schutz des menschlichen Lebens, sehen viele wieder eine Zukunft für die Katholische Aktion in dem Bereich, den wir als den Weltdienst der Katholischen Aktion, den Auftrag des Christen zur Gestaltung der Gesellschaft, bezeichnen. Sehen Sie auch hier einen der Schwerpunkte in besonderer Weise akzentuiert?

PLOIER: Wir dürfen in diesem Bereich nicht nur vom Engagement reden, sondern müssen uns ganz konkret in dieser Welt, dort, wo wir glauben, daß der Mensch und die Humanität in Gefahr sind, engagieren und Aktionen setzen. Wir sollten nicht von der Kanzel her befehlen, wie die Politiker die Sachbereiche im einzelnen gestalten sollen, etwa wie die Ehegesetzgebung, die Scheidungsgesetzgebung erfolgt, sondern wir sollten zunächst unsere Standpunkte in den Grundfragen, die heute in der Gesellschaft zur Diskussion stehen — etwa das Leitbild der Familie, die Frage des Religionsunterrichtes, die • Frage des Schutzes des Lebens — prüfen und klären, ob wir genügend Argumente haben. Wenn wir uns in unserer Argumentation stark genug wissen und überzeugt sind, daß unser Standpunkt, unser Leitbild, unsere Alternative die bessere ist, dann sollten wir zu den Menschen gehen und ihnen unsere bessere Alternative sagen, sie zu überzeugen versuchen. Das ist der eigentliche Dienst. Viele Menschen können sich heute nicht mehr orientieren, so vieles stürzt an neuen Leitbildern, an Meinungen, an Zielen über sie herein. Daher sollen wir den Dienst der Orientierung geben, den Dienst der Stärkung, und wenn notwendig, brauchen wir natürlich auch den Dienst in der konkreten politischen Aktion, in der wir uns der demokratischen Mittel bedienen. Letztlich, glaube ich, geht es darum, daß wir in dieser Zeit, in der fast alle Tabus zerstört wurden, doch auch wieder einige wichtige gemeinsame Grundüberzeugungen aufbauen. Solche Grundüberzeugungen scheinen mir beim Thema „Leben“, beim Thema „Menschheit“, beim Thema „Glaube an die Zukunft“ erforderlich zu sein. Ein Dilemma liegt ja heute darin, daß so viele Menschen nicht mehr an die Zukunft glauben. Sie haben Angst vor der Zukunft. Wer sonst, als wir Christen, muß die Hoffnung für diese Welt einbringen? Hoffnung für die Welt heißt auch Phantasie haben, heißt, an Gott nicht allein als das Statische, Ruhende, sondern an Ihn als die Quelle neuer Möglichkeiten glauben.

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