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Kontakt mit andern ist vorrangig

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Unter „Sport“ versteht man heute nicht mehr das gleiche wie früher. Sprach man noch vor zwei Jahrzehnten vornehmlich von Wettkampf-, Hochleistungs- und Spitzensport, so betreiben seit Beginn der sechziger Jahre immer mehr Menschen Sport. Neben dem Spitzen- und dem Leistungssport erhält der Breitensport größere Bedeutung.

Welchen Raum nimmt der Breitensport in der Freizeit der Österreicher ein? Wer betreibt Breitensport, wer nicht? Welche Sportarten sind beliebt? Welche Motive führen zur Sportausübung? Diese und ähnliche Fragen wurden in einer Studie behandelt, die vom Unterrichtsministerium in Auftrag gegeben und von der Gesellschaft für angewandte Sozial-und Entwicklungsforschung (G. A. S. E.) durchgeführt wurde.

Vorhandene Freizeitstudien in Österreich sollten hinsichtlich dieser Fragen ausgewertet, zusammengefaßt und interpretiert werden. Daraus wurden von der G. A. S. E. Konsequenzen für eine weitere Sportpolitik abgeleitet.

Die Ergebnisse zeigten, daß Schwimmen, Skilaufen und Wandern, bei Männern auch Fußball und Tischtennis, bei Frauen Gymnastik, die beliebtesten Sportarten sind. Ein Zusammentreffen verschiedener Merkmale begünstigt am ehesten sportliche Inaktivität: Frauen über 30, mit Pflichtschulabschluß, in untergeordneter beruflicher Position, aus kleinen Gemeinden betreiben am wenigsten Sport. Zeitmangel, Altersgründe, aber auch gesundheitliche Gründe sind die Begründungen.

Der Personentyp, der am ehesten sportlich aktiv ist, ist dagegen ein Mann unter 29, mit Matura, aus einer Gemeinde mit 10.000 bis 50.000 Einwohnern, unverheiratet, kinderlos und mit einem Nettoeinkommen von etwa 9000 Schilling.

Doch die Wirklichkeit ist schillernder als die aus statistischen Daten herausgerechneten Typen. Das Alter, der Familienstand, die Anzahl der Kinder, besonders aber das Alter des jüngsten Kindes beeinflussen nicht nur die Sportausübung, sondern auch die Art des betriebenen Sports.

Schwimmen ist die einzige Sportart, die von jung und alt gern betrieben wird, während Sportarten wie Fußball, Leichtathletik und Tischtennis als typische „Jugendsportarten“ gelten müssen.

Auch ist die Sportausübung in unserer Gesellschaft noch immer auf bestimmte Schichten beschränkt. Personen mit höherer Schulbildung und höherem Einkommen betreiben eher Sport als solche mit niederer Schulbildung und geringerem Einkommen. Ausgenommen sind hier die Topmanager, die wohl zu wenig Zeit für den Sport erübrigen können. Verständlicherweise üben die Landwirte kaum Sport aus.

Sport betreibt man nicht immer nur als Selbstzweck, um gesund zu bleiben. Freude und Spaß, Geselligkeit und das Miteinander von Menschen motivieren stark zur Sportausübung. Die sportliche Betätigung wird sogar oft nebensächlich, auch wenn man .Sportstätten' aufsucht. So zeigte eine in Wien durchgeführte Studie, daß der Bäderbesuch ähnliche Funktionen erfüllt wie der Besuch einer Grünfläche. Die Erholung im Grünen, der Kontakt mit anderen Menschen ist dabei vorrangig, das Schwimmen eher sekundär.

(Der Autor ist Assistent am Institut für Soziologie der Universität Wien)

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