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Kontra Zwentendorf
Aus den letzten Betriebserfahrungen in der BRD hat sich ergeben, daß Atomkraftwerke heute erst höchst gefährliche „Versuchsanlagen“ aus unzulänglichen Baustoffen mit zweifelhafter Wirtschaftlichkeit und hoher Störanfälligkeit sind. Mit diesen Werken ist völliges Neuland betreten, da „strahlende Heizstoffe“ bisher noch nie in Kraftwerken verwendet wurden und daher bezüglich der dabei verwendeten Baustoffe bisher noch keine hinreichenden Erfahrungen über deren Dauerfestigkeit bei Bestrahlung mit Neutronen u. dgl. vorliegen, weil dazu viel längere Werkstoff-Erprobungszeiten nötig sind. Daher eine Häufigkeit von Betriebsstörungen und -schaden bei Atomkraftwerken, wie sie bei den bisherigen Dampfkraftwerken und schon gar erst bei den Wasserkraftwerken völlig unbekannt ist.
Dipl.-Ing. G. Sternbach, 8010 Graz III
Klarheit schaffen!
Ja zu jeder Volksabstimmung, daher auch in Sachen Zwentendorf und der Kernenergie! Ja für eine endlich praktizierte direkte Demokratie, so wie es wir alle seit jeher wollen! Aber ein deutliches Nein zur Inbetriebnahme von Zwentendorf und zur Planung weiterer Kernkraftwerke in
Osterreich, solange nicht das ganze Volk ausreichend aufgeklärt und darüber informiert wurde! Und ein klares Nein, solange uns alle Zuständigen und Verantwortlichen sowie sämtliche Befürworter keine schriftlich verbindlichen Zusagen und Garantien über die Gesundheit, Sicherheit, Kapazität, Lebensdauer, Transport, Endlagerung und über sämtliche Kosten und Spesen für die Versicherung, bei Rohstoffknappheit, bei Lieferungsschwierigkeiten sowie bei Stillegung durch Elementarereignisse über das Kernkraftwerk Zwentendorf abgeben können.
Josef Haffner, 1201 Wien
Hinziehen!
Unter höflicher Bezugnahme auf das schon monatelang dauernde Tauziehen um Zwentendorf erlaube ich mir folgenden Vorschlag: Alle, die so vehement für Zwentendorf Reklame machen, sollen dort hinziehen und so die angebliche Ungefähr-lichkeit des Kraftwerkes ad oculos demonstrieren.
Friedrich Teichtmann, Wien
Nie davon gehört?
Die beiden Verteidiger von Zwentendorf in Nr. 38 sollen nicht so tun, als hätten sie keine Ahnung von den
völlig neuen Aspekten in der Atomphysik. Unmöglich, daß die beiden Herren nichts von Halbwertzeiten strahlender Materialien wissen, etwa, daß das so überaus giftige Plutonium, das in jedem A-Werk entsteht, nach 24.000 Jahren erst die Hälfte seiner Strahlungskraft verliert. Unwahrscheinlich, daß sie nie hörten, daß diese Substanz schon in der Menge von bloß einem Millionstel Gramm (!) Lungenkrebs erzeugt. Wer Kraftwerke, deren Konzeption an solche Dimensionen gebunden ist, den herkömmlichen Wasser- und kalorischen Kraftwerken gleichsetzt, kann i- logischerweise - die Atom-und Neutronenbomben auch nicht schrecklicher finden als die herkömmlichen Hieb-, Stich- und Schußwaffen! Derart primitive Verniedlichungen offenbaren die ganze Fragwürdigkeit dieser Volksabstimmung und sollten von einer so seriösen Zeitschrift wie der „Fruche“ eigentlich zurückgewiesen werden.
Annemarie Kees, Graz
Gerade seriöse Zeitschriften werden es ablehnen, Leserzuschriften nach eigenem Gutdünken auszuwählen. Jedermann hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung.
Oö. Beilage
In der Erklärung zur Kartenskizze „Der größer gewordene Gau Oberdonau“ in Nr. 40 war von der „Tiroler Gemeinde Mittelberg“ die Rede. Die Gemeinde Mittelberg, das ist das Kleine Walsertal, gehört zu Vorarlberg. Unter „Tiroler Gemeinde“ könnte aber der Ort Jungholz gemeint sein, der tatsächlich in Tirol liegt und ebenso wie das Kleine Walsertal in Vorarlberg verkehrsstra-ßenmäßig nur vom deutschen Bundesgebiet aus erreichbar ist. Politisch ist der Ort dem Tannheimertal zugeordnet.
Msgr. Georg Sendling, Nenzing
Familienprobleme
Die Kirche (das sind wir alle) verschließt ihre Augen nicht vor den Tatsachen, also den 10.000 Ehescheidungen pro Jahr (Nr. 40). Aber sie kann sich ihre Haltung nicht immer von den Tatsachen - seien es jetzt Scheidungen oder Fristenlösung -diktieren lassen! Ihr Maßstab, ihre „unumstößlichen Prinzipien“, sind
die Worte Christi, die sie, „sei es gelegen oder ungelegen“, zu verkünden hat.
Es sind zwei grundverschiedene Dinge: einer unvollständigen Familie konkret in ihrer geistigen und materiellen Not beizustehen - oder intakte und geschiedene Ehe als gleichrangig anzusehen. Auch eine „gute Ehe“ kostet Opfer, Und die Intaktheit der meisten Familien beruht vor allem auf einem fortdauernden partnerschaftlichen Lern- und Anpassungsprozeß, der nicht ohne Schwierigkeiten abgeht. Es wäre umgekehrt Diskriminierung dieser um ihre Ehe bemühten Menschen, würde die Kirche nicht weiterhin am „Idealbild“ der intakten und funktionierenden Familie festhalten.
Dr. Peter Kraus, 1190 Wien, Referent im Wr. Eheseminar
Reaktionen
Die FURCHE-Dokumenta-tion über die Verweigerung eines KardinaUInnitzer-Platzes hat ein vielfältiges Echo gefunden. In der „Presse“ wurde ebenso wie in der Kathpress darauf Bezug genommen. Die in Freiburg i. B. erscheinende katholische Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“ zitierte daraus u. a. den Satz, es handle sich hier nicht um einen Konflikt zwischen Kirche und Sozialismus, sondern um ein „Ringen angesehener Bürger Wiens mit einer Amts- und Parteibürokratie“. Auf unseren Bericht über den Sturm der Nationalsozialisten auf das Wiener Erzbischöfliche Palais im Oktober 1938 stützte u. a. der „Kurier“ Teile seiner Darstellung. Die „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ zitierte Hanns Sassmanns Stellungnahme zum neuen Leserbuch und die „Wochenpresse“ aus Ernst Korefs Mahnartikel (beide ohne Quellenangabe). Kathpress registrierte (mit Quellenangabe) den Vorschlag von Prof. Weinzierl, im nächsten Konklave Laien mitbestimmen zu lassen.
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