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Konventionell und protzig

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(Salzburger Festspiele, „Die Entführung aus dem Serail") Salzburgs Festspiele haben heuer kein Glück mit ihren Premieren. Nach einer danebengegangenen Produktion von „Hoffmanns Erzählungen" und einer höchst fragwürdigen Inszenierung von Shakespeares „Wie es euch gefällt" nun auch noch eine dritte Pleite.

Mozarts „Entführung", im Kleinen Festspielhaus von Stardirigent Lorin Maazel und Filippo Sanjust herausgebracht, blieb in dürftigen Regieansätzen stecken, die Sanjust durch maßlosen Bühnenbild- und Ausstattungsaufwand auszugleichen versuchte. Ein im Dekorationsaufwand sonst so bescheidenes Werk wie die „Entführung", die gewöhnlich in einem einzigen Bühnenbild gespielt wird, mit Hilfe der Drehbühne in acht verschiedene Kolossalbilder zu zerlegen, kostet nicht nur viel zu viele Millionen, es grenzt auch an sinnlose Gigantomanie. Gewonnen hat Sanjust dadurch nichts.

Die konventionelle Aufführung hängt langweilig durch; die Lawine der unpassenden kleinen Gags und Mätzchen, mit denen das Werk überfrachtet ist, als ob es ohne all diesen Unfug zu langweilig wäre, erdrückt viele der schönsten Passagen.

Maazels Mozart-Stil ist dramatisch effektvoll, aber etwas artistisch und kühl. Den ersten Akt benützte er sozusagen als Anlauf: langsame, überdehnte Tempi! Ab dem zweiten sorgte er für eine schärfere Gangart, für mehr Intensität, für leuchtende Farben.

Die Besetzung war vom Idealbild einer „Entführung" um einiges entfernt: „Konstanze" Ileana Cotru-bas fand erst mit der prachtvoll gesungenen „Martern"-Arie in die Partie; „Belmonte" Peter Schreier ist ein edler Mozart-Tenor, wie stets, aber wirkte müde. „Blondchen" Carol Malone erfüllte kaum die Ansprüche der Partie, Norbert Orth sang einen braven, nicht sonderlich pfiffigen Pedrillo. Martti Tafelas Osmin war schön gesungen, aber völlig humorlos. Frank Hoffmann ein attraktiver Bassa Selim. Für eine Festspielpremiere mit Kartenpreisen bis zu 2000 Schilling wars doch etwas bescheiden!

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