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Korea: Von Laien errichtete Kirche

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Vom 2. bis 12. Mai wird Papst Johannes Paul II. Südkorea, Neuguinea, Salomonen-Inseln und Thailand besuchen. Der angesehene Kardinal Koreas schrieb diesen Exklusivbeitrag für die FURCHE.

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Vom 2. bis 12. Mai wird Papst Johannes Paul II. Südkorea, Neuguinea, Salomonen-Inseln und Thailand besuchen. Der angesehene Kardinal Koreas schrieb diesen Exklusivbeitrag für die FURCHE.

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Das Jahr 1984 markiert ein 200-Jahr-Jubiläum der katholischen Kirche Koreas. In der Gesamtgeschichte der Christenheit der Welt mögen 200 Jahre als kurz erscheinen. Für die katholischen Gläubigen in Korea bedeutet das Jubiläum sehr viel. Jedermann ist mit Freude und Begeisterung erfüllt und bereitet sich auf die Jubelfeiern vor, die im Besuch seiner Heiligkeit, Papst Johannes Pauls IL, Anfang Mai in Korea ihren Höhepunkt finden werden.

Katholiken aus allen Teilen des Landes werden sich auf dem Yoi-do-Platz in Seoul zusammenfinden, wenn der Papst die Heiligsprechung von 130 koreanischen Märtyrern vornehmen wird.

Die Gründung der Kirche in Korea war in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Zunächst einmal wurde der katholische Glaube nach Korea nicht von ausländischen Missionaren, sondern von koreanischen Laien gebracht, die 1784 Bücher mit der katholischen Lehre aus China einführten. Noch ehe ein Priester oder Missionar in Korea angekommen waren, hatte die Kirche innerhalb von zehn Jahren bereits 4.000 Mitglieder.

Es war der Kirche in Korea bestimmt, durch Verfolgung zu wachsen. Schon im ersten Jahr kam es zu schweren Verfolgungen, die sich im Laufe der Geschichte zehn Mal ereignen und das Leben von 10.000 Katholiken kosten sollten. Unter den Märtyrern befand sich auch der erste koreanische Priester, Andreas Kim Daegun; er und 102 weitere Personen werden vom Heiligen Vater nun kanonisiert werden.

Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die erste Verfolgung schon ausbrach, noch bevor ein Priester Korea betreten hatte.

Die ersten Katholiken Koreas sehnten sich danach, einen Priester bei sich zu haben, und sandten mehrere Appelle dieses Inhalts nach Rom. Diese Briefe berührten das Herz des Papstes, und 1831 errichtete Gregor XVI. die Diözese Chosun in Korea.

Das offizielle Motto des 200-Jahre-Jubiläums der Kirche Koreas lautet: „Ein Licht für dieses Land". Man kann darüber staunen, daß das Licht des Glaubens in diesem Land trotz der Schwierigkeiten der Anfänge der Kirche niemals erlosch.

Für die ersten Christen Koreas bedeutete der Glaube mehr als selbst ihr Leben. Der Glaube an Gott war ihnen alles. In Gott fanden sie den wahren Zweck ihres Lebens, und Leben ohne Gott bedeutete nichts für sie. Genau diese Haltung gegenüber dem Glauben müssen wir bei unserer Jubiläumsfeier tiefer bedenken.

Wenn wir uns die Liste der Märtyrer, die nun vom Heiligen Vater kanonisiert werden, etwas näher anschauen, beeindruckt uns die Tatsache, daß sie eine nahezu gleiche Zahl von Laien, Männern und Frauen, aus allen Schichten des Volkes umfaßt: Adelige und einfache Menschen, Kaufleute, Diener, Hausfrauen, Witwen, Unverheiratete und Kinder, altersmäßig zwischen 13 und 79 Jahren.

Nichts konnte ihren starken Glauben erschüttern - nicht Gefängnis, nicht Folter, nicht einmal ihre Liebe füreinander, jung und alt. Diese Art von Mut inspirierte die ersten Laienchristen in unserem Land, und ihr Glaube brachte in der Tat „ein Licht für dieses Land".

Des heroischen Lebens unserer katholischen Vorfahren gedenken wir, wenn wir heute vernehmen, daß die katholische Kirche in Korea eine „von Laien errichtete Kirche" ist.

Auch in unserer Zeit sind wir wieder herausgefordert, ein Leben des Glaubens zu führen, und die Märtyrer Koreas sind ein passendes Beispiel für uns. Wenn wir hoffen, das gesamte Leben der Kirche in Korea zu erneuern, müssen wir uns vom ursprünglichen Glaubensbekenntnis unserer Märtyrer inspirieren lassen.

Christus war ihr Weg und ihre Wahrheit, für ihn opferten sie ihr Leben. Der Geist der Märtyrer muß der Eckstein unserer Bemühungen sein, die Kirche in Korea weiterzubauen. Der Glaube, der die ersten Märtyrer motivierte und ihnen den Mut gab, den Glauben trotz furchtbarer Verfolgungen zu verbreiten, war das erste Licht für dieses Land.

Wir nehmen die Fackel des Glaubens, die sie uns weitergereicht haben, nun selbst in die Hand, damit die Wahrheit Christi „ein Licht für dieses Land" bleibe.

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