Das neue Buch Franz Mußners behandelt eine Vielfalt von Themen, die für das christlich-jüdische Gespräch von eminenter Bedeutung sind. Neben der Frage nach dem Anspruch Jesu und nach seiner Sendung sind die Kapitel über die Gesetzes- und Rechtfertigungstheologie im Ga-later- und im Römer-Brief von besonderer Bedeutung. Hier zeigt Mußner, daß die Gesetzespolemik des Paulus sich nicht gegen Juden, sondern gegen Mitchristen, wahrscheinlich gegen Judenchristen, richtet.
Befremdend wirken hingegen einige andere Behauptungen: etwa, daß Pilatus Jesus aus Furcht vor den Juden verurteilte; daß Jesus durch seinen Verstoß gegen die mündliche Lehre - die damals noch im Fluß war — aus dem Rahmen des Judentums fiel. Mußner geht auch davon aus, daß die Lehre, der Sabbat sei für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat, Jesu Eigengut sei.
Die fundierte Behandlung der zahlreichen wichtigen Themen sowie die reichlichen Literaturangaben wiegen jedoch diese „Schönheitsfehler“ bei weitem auf und machen das Buch zu einem wertvollen Nachschlagewerk'
DIE KRAFT DER WURZEL. Von Franz Mußner. Verlag Herder, Freiburg 1987. 192 Seiten, geb., öS 304,-.
