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KREATIVITÄT, MIT TECHNIK VEREINT

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Vom Firmenlogo bis zum Holzgeschirr, von der Geschäftsausstattung bis zur Ausstellungsgestaltung reicht die Palette der Produkte der beiden Designer Markus Eiblmayr und Alexander Korab. Design stellt für sie einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung an einem Produkt dar. Dabei steht die Funktionstüchtigkeit der Objekte oder Gestaltungen im Mittelpunkt.

Eiblmayr, Wiener des Jahrganges 1959, studierte zunächst an der Filmakademie, wechselte dann zum Designstudium an die Hochschule für angewandte Kunst und lebt seit 1983 als freischaffender Designer in Wien. Korab, 1962 in Wien geboren und Sohn des Malers Karl Korab, studierte ebenfalls Design an der Angewandten. Er arbeitete schon während des Studiums als Designer für die Firma AVI-EVG in Graz, die Gitter, Schiebetore und Gitterschweißmaschinen herstellt. Seit 1988 bilden die beiden eine Arbeitsgemeinschaft.

„Planung und Entwicklung - der kreative Prozeß einerseits - und Herstellung und Vertrieb andererseits, sind für uns zwei völlig getrennte Bereiche", betont Korab. Im technisehen Wissen um das Material passiert die technische und gestalterische Innovation nicht in einer eigenen Werkstatt, sondern am Zeichentisch. Wegen des erforderlichen großen Zeitaufwandes für die Herstellung auch von Kleinserien sei man zur Fertigung in Handwerks- und Industriebetrieben übergegangen. „Als ersten Auftrag hatten wir Lampen zu entwerfen, die billiger sein mußten als das Konkurrenzprodukt, davon haben wir über 700 Stück mehr oder weniger mit der Hand produziert. Das war sehr mühsam, weil man daneben nicht mehr zum kreativen Arbeiten kommt" (Korab).

Das sei auch ein deutlicher Unterschied zu jenen Kollegen, die nach der Akademie Schmuck-, Keramikoder Lederarbeiten im eigenen Atelier entwerfen und produzieren. In Zusammenarbeit mit Firmen würden als erstes Prototypen der gewünschten Produkte hergestellt, beispielsweise Plastikgehäuse für Computer, daran würden dann noch Verbesserungen oder Veränderungen vorgenommen. Eiblmayr und Korab kommt zugute, daß sie auch handwerklich gut ausgebildet sind, Eiblmayr ist Elektronik- und Elektrotechnikfachmann, Korab hat qualifizierte KFZ-Mechaniker-Kenntnisse. Das Vorwissen um die Funktion von Produktionsmaschinen und um die Materialverarbeitung sei in diesem Beruf heute unverzichtbar, sagt Korab. Auch von den Unternehmen würde vorausgesetzt, daß der Designer binnen kürzester Zeit mit den spezifischen Produktionsvorgängen vertraut sei.

Der Beruf des Designers sei einerseits künstlerisch, andererseits technisch-organisatorisch. Seitens der Bundeswirtschaftskammer gäbe es Bestrebungen, die Designer ähnlich wie die Grafiker durch ein Designer-Gesetz als Standesvertretung einzubinden. Korab lehnt dies heftig ab, kreative Arbeit, Ideen, ließen sich nicht behandeln wie ein Gewerbe, schon gar nicht steuerlich, die Berufsgruppe der Designer sähe für sich in einer Kammermitgliedschaft auch keine Stärkung in der Vertretung nach außen und keinen Schutz vor Dilettanten. „Designer ist ein künstlerischer Beruf, im übrigen Europa wird er auch so behandelt, schon im Hinblick auf die EG ist da eine Änderung nicht sinnvoll."

Auf welche Weise kommt das Designer-Duo nun zu seinen Aufträgen?Und: Hat die Akademie-Ausbildung die richtigen Berufsvoraussetzungen geliefert? Das Problem liege, so Korab, in der Wirtschaftsstruktur und den Unternehmensgrößen Österreichs. Anders als in italienischen, englischen oder deutschen Metropolen sei in Österreich nicht genug Geld für Design vorhanden. Maximal 30 bis 50 Design-Büros existieren, in denen Designer nach ihrer Ausbildung Arbeit finden können. Konjunkturlage und steigendes Verständnis für den Stellenwert des Designs würden die Voraussetzungen zwar stetig verbessern, aber besonders die eigenen Anfänge seien sehr mühsam gewesen. Allerdings hätten in den Unternehmen immer mehr jüngere Führungskräfte das Sagen, die mehr Interesse für Design hätten.

Als wertvollste Erfahrung bezeichnet Korab seine Tätigkeit bei der Grazer Firma AVI-EVG, dort hat er Aufmerksamkeit und erste Förderung erfahren. „Von der Entwicklung über die Preisgestaltung bis zum Vertrieb eines Produkts habe ich alles mitbekommen, habe selbst ohne Zeitdruck arbeiten können, das war ein großer Vorteil für mich."

Die Ausbildung an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien habe bis vor kurzem keineswegs die Nähe zur Praxis vermittelt, meinen beide. Forschung und Entwicklung, Preisgünstigkeit oder Vertrieb der Produkte seien an der Hochschule keine Themen. Entwerfen, Präsentieren und handwerkliche Ausführung in den eigenen Werkstätten stünden im Vordergrund. Wenn am Ende des Semesters die Arbeiten nach den Geschmackskriterien des Professors beurteilt würden, dann sei das fem jeder Berufsrealität. Technische Mängel würden nicht wahrgenommen, Studierende und Professoren müßten schon aus Altersgründen da ein verschiedenes Urteil haben. Grundsätzlich animiert die Hochschule auch Unternehmen zur Veranstaltung von Wettbewerben und versucht,

Jobs zu vermitteln.

Durch die Industrialisierung ist die Kreativfunktion des Handwerkers verlorengegangen, alle Produkte werden industriell gefertigt (nur darauf bezieht sich der Fachausdruck „Indu-strial Design"). „Früher bestimmte der Chef eines Unternehmens, wie ein Produkt aussah - bis zum bitteren

Ende." (Korab)

Für den Einstieg in die Selbständigkeit ist Korabs Tätigkeit bei AVI-EVG ein Vorteil gewesen, in der Branche hat man seinen Namen schon gekannt, Leute zu kennen ist eine wichtige Voraussetzung für den Schritt in die Selbständigkeit. Es ist auch wichtig, selbstentworfene Produkte vorweisen zu können - da beißt sich die Katze in den Schwanz, solange man keine Aufträge hat. Nach den Lampen entstand als nächstes ein Fiorucci-Geschäftslokal - von den leeren Räumlichkeiten bis zum letzten Regalbrett.Organisation und Bauüberwachung macht meist Markus Eiblmayr („Ein wichtiges und zeitraubendes Element der Arbeit"). Er ist von einem Architekten-Vater erblich vorbelastet. Mundpropaganda spiele im Design eine große Rolle, viele Unternehmer versuchten daher mit leicht erpresserischen Methoden junge Designer auszunützen. Erst mit einiger Erfahrung könne man auch geschäftlich härter auftreten. „Nach zwei mageren Jahren rennt momenUniversitätslehrgang „Design Management"

Der in den letzten Jahren wachsende Konkurrenzdruck hat es notwendig gemacht, neuere Erfolgsfaktoren in ein Unternehmen zu integrieren. Design Management, als der entscheidende Faktor der neunziger Jahre wurde in der letzten Zeit von den verschiedensten Zeitschriften und Publikationen diskutiert. Design Management, heißt es da zum Beispiel, soll „Design in einem Unternehmen zu einem Erfolgsfaktor machen". Das Ziel ist also klar, doch welcher Weg führt dahin?

Aus den Fragestellungen werden bereits die Hauptproblemfelder sichtbar: die Zuständigkeit verschiedener Abteilungen, das zur Zeit noch mangelnde Designverständnis vieler Unternehmen und die fehlenden interdisziplinären Ausbildungswege.

Da die beim Designprozeß mitwirkenden Experten aus den verschiedensten Fachbereichen kommen, wird die Zusammenarbeit zwischen Designern, Technikern und Betriebswirten durch unterschiedliche Fachsprachen und „Kulturen" erschwert.

Gerade diese Integrationsfähigkeit stellt erfahrungsgemäß das Hauptproblem der meisten Unternehmen dar. Es wird daher Aufgabe des Design Managers sein, diese unterschiedlichen Ansprüche zu koordinieren und für einen optimalen Projektablauf zu sorgen. Um diesem Anspruch von Anfang an Rechnung zu tragen, kam es zu einer Kooperation von in den verschiedenen Bereichen versierten Institutionen: Hernstein International Management Institute, Technische Universität Wien und Österreichisches Institut für Formgebung.

Das Hemstein International Management Institute bringt die notwendigen Managementkompetenzen in den Lehrgang ein, die technische Seite sowie die Designseite werden durch die Kooperation mit der Technischen Universität Wien und dem Österreichischen Institut für Formgebung (ÖIF) abgedeckt. Die Intemationalität der Fakultät soll sich in einer internationalen Teilnehmerbesetzung widerspiegeln. Das hat zur Folge, daß die Lehrgangssprache Englisch sein wird.

(Andreas BUchelhofer in: ÖIF-Informatio-nenJuli 1991)

Jorma Vennola (Finnland): Wasserhähne tan des Geschäft ganz gut", meinen beide.

Design-Consulting, Design-Beratung, sieht Korab auch als zukunftsträchtigen Bereich an. Da werden Unternehmen vor dem Einsatz eines Designerbüros beraten, wie sie Design einsetzen können, was es zu leisten imstande ist. Eine Ausbildung dafür ist im Kommen, in Deutschland existieren solche Büros schon. „Manchmal geht der Weg auch von der Werbeagentur direkt zum Designer: Das Unternehmen braucht ein neues - vielleicht sogar branchenfremde - Produkt, der Designer entwirft dieses und organisiert auch dessen Produktion in anderen Betrieben. Eine Verlagerung in die Ebene der Werbung findet statt." (Eiblmayr)

Betriebsgrößen und vorhandenes Kapital begrenzen in Österreich die Möglichkeiten des Designs, meint Korab:„In den USA gibt es riesige Designerbüros, die Produkte werden weltweit vertrieben, der Name des Designers ist zwischen Taiwan und New York bekannt."

„In Österreich stößt man auch schnell an die Grenzen, wenn Produkte außerhalb der Norm hergestellt werden sollen - wir gehen dann damit nach Deutschland oder nach Italien." (Eiblmayr) Österreichs Gewerbetreibende seien weniger flexibel, könnten manchmal auch nicht mehr qualitätvoll arbeiten.

Haben die beiden nie daran gedacht, ins Ausland zu gehen? Die Probleme seien dort andere - das Preisniveau, der Konkurrenzkampf. Der werde in Zukunft zwar auch in Österreich härter werden, mit einer zunehmenden Zahl von Hochschulabsolventen. In Österreich gebe es vielleicht drei Büros mit mehreren Angestellten, auch die Zahl der firmeneigenen Designer sei noch immer sehr gering.

„Nur jahrelanges Trainieren am Job lehrt, wie man diesen Beruf ausübt", meint Eiblmayr.

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