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Kreativität, Phantasie und Mündigkeit
Eine Delphi-Umfrage aus dem Jahre 1983 hat ergeben, daß in Österreich vermutlich rund 30 Prozent aller Haushalte im Jahre 2000 über einen Heimterminal (Heimcomputer) verfügen werden. Neben dem beruflichen Einsatz solcher Systeme zählen folgende Applikationen zu den am meisten erwarteten Funktionen:
• Herstellung von Kontakten vom eigenen Wohnzimmer aus mit Handels- und Dienstleistungsunternehmen und
• Abfrage von verschiedenen Datenbanksystemen zur Informationsbeschaffung.
Kommunikation hat aber in den meisten Fällen nur dann einen Sinn, wenn ich den anderen wirklich etwas mitzuteilen habe
und dies auch kann, und, einhergehend damit, wenn ich die Nachrichten beziehungsweise Informationen, die andere mir zukommen lassen, auch verstehen kann.
Im Berufsleben heißt diese verlangte Eigenschaft Sachkompetenz. Jedenfalls was die herkömmliche Technik betrifft, haben wir anerkannte Ausbildungssysteme etabliert, damit die Betroffenen sich die benötigte Kompetenz aneignen können.
Was die neuen Techniken wie Mikroelektronik betrifft, so unternehmen wir größte Anstrengungen, um aufzuholen.
Im privaten Kommunikationsbereich steht die Bildung im Vordergrund. Es geht hier um bei weitem mehr als um das bloße Können, mit neuartigen Geräten umzugehen.
Mündigkeit ist die Voraussetzung, das Positive an den neuen Entwicklungen ausnutzen und das Negative bekämpfen zu können. Nur, um Mißverständnissen zu begegnen: um bewußt zwischen falschen Aussagen über die neuen Kommunikationsmedien und zwischen berechtigten Warnungen unterscheiden zu können, braucht die Gesellschaft und brauchen damit ihre Mitglieder nicht nur Sachkompetenz alleine. Bloßes Fachwissen genügt eben nicht.
Wir benötigen eine anerkannte Wertordnung, um Gut und Böse trennen zu können. Und unser Bildungssystem muß mehr darauf ausgerichtet werden, daß neben den zusätzlich erforderlichen Sachkenntnissen jene Eigenschaften im Menschen in ihrer Entwicklung gefördert werden, die ihn so deutlich von Maschinen unterscheiden: Kreativität, Phantasie, Auseinandersetzung mit Werten und - damit verbunden -Verantwortungsbewußtsein.
Es wird viel über Umweltverschmutzung gesprochen. Das ist gut so. Aber eine Umwelt des Menschen, die geistige Umwelt, die eben nur Menschen haben, wird leider nur allzugerne ausgeklammert.
Diese geistige Umwelt kann sehr schnell durch geistigen Unrat zerstört werden. Technische Systeme wie Informationsnetze sind dabei makabre Hilfen. Daher ist es auch eine Frage der inneren Grundhaltung und des Verantwortungsbewußtseins jedes einzelnen, ob er bereit ist, technische Neuerungen ausschließlich für den Menschen einzusetzen.
Der Autor ist Vorstand des Forschungsinstituts für Mikroprozessorentechnik an der Johannes'Kepler-Universität Linz.
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