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Krebsgefahr aus der Leitung

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Heute operieren die'Wasserwerke als Lieferanten unseres wichtigsten Lebensmittels eher als hochspezialisierte Umweltkliniken. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Sie therapieren das kranke Naß nach der Art von Intensivstationen, desinfizieren es mit Chlor, setzen ihm Fluor und weitere Chemikalien zu, waschen es mit Aktivkohle und päppeln es mit komplizierter Technik auf. Dann wird es uns als Recyclingprodukt teuer verkauft. Wir dürfen froh und dankbar sein, wenn

darin oft schwimmendes Gift den zulässigen Grenzwert nicht übersteigt...

Durchschnittlich werden täglich in der BRD 100 Tonnen Pestizide versprüht, 1.800 verschiedene Produkte sind im Handel. Von 1977 bis 1987 ist der Verbrauch um 60 Prozent gestiegen. Die Suche nach den Giften im Grundwasser gleicht einem Herumstochern im Heuhaufen...

Viele kochen ihren Kaffee mit Mineralwasser aus der Flasche, seit sie wissen, daß mit Nitrat die Krebsgefahr aus der Leitung kommen kann. Kleinkinder, alte und kranke Menschen sind die wichtigsten Risikogruppen. Für die Zubereitung von Babynahrung ist nitratversetztes Wasser pures Gift. Nitrate sind leicht

Wasserlösliche Salze der Salpetersäure. Mit dem Dünger kommen Nitrate auf die Felder und „düngen“ das Oberflächen-, Grund- und Quellwasser mit. Von dort ist es nur ein kurzer Weg in den Nahrungskreislauf.

Ein Zuviel an Nitraten wirkt sich auf die Umwelt negativ aus. In Flüssen und Seen, in Nord-und Ostsee trägt die Überdüngung zum Algenwachstum durch Nährstoffzunahme bei. Dabei wird verstärkt Sauerstoff verbraucht, was zu Fischsterben und weiteren Störungen des

Ökosystems führt.Das medizinische Hauptinteresse gilt dem Umstand, daß Nitrat im menschlichen Organismus unter bestimmten Voraussetzungen zum weit gefährlicheren Nitrit umgewandelt werden kann. Aus Nitrit und Eiweißabbauprodukten entstehen im saueren Umfeld des Magen-Darm-Traktes Nitrosamine, die als mögliche Krebserreger gelten.

Inwieweit das Krebsrisiko sich mit der Menge des aufgenommenen Nitrats erhöhen kann, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Dennoch ist bei stark nitrathaltigen Getränken und Nahrungsmitteln Vorsicht am Platz.

Auszug aus ZEITBOMBE WASSER. Von Herbert Schäfer. Orac Verlag, Wien 1989, 252 Seiten.

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