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Krenek und Schönberg

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Am 23. August ist Ernst Krenek (diese Schreibung seines Namens entspricht seinem persönlichen Wunsch, der respektiert werden muß) 75 Jahre alt geworden. Nun fand man sich in der Gesellschaft für Musik zu einer späten Geburtstagsfeier zusammen, bei der der Komponist anwesend war. Der bekannte deutsche Musikologe Rudolf Stephan hielt die Laudatio, auf die Krenek in bestechendem Stil replizierte und dann die Hörproben kommentierte: Käte Wittlich, Alfred Hertel, das „Neue Wiener Streichtrio“ und Edita Gruberova waren die Ausführenden. Auffallend war die retrospektive Wendung Kreneks in den interessanten Liedern nach Texten der Tiroler Lyrikerin Lily von Sauter, merkbar aber auch bei allem Understatement der Stolz des greisen Künstlers auf sein op. 1, eine „akademisch approbierte Doppelfuge“ für Klavier. Daß Krenek in Wien lieber eines seiner repräsentativen großen Werke gehört hätte, hat er zwar höflich verschwiegen, aber man hat es gespürt.

Am nächsten Tag sprach Rudolf Stephan vor einem wesentlich kleineren Auditorium und beklagte sich, eingangs auch mit Recht darüber, daß sich in unserer Stadt kein größeres Interesse an philologischen Problemen zeige: daß einmal auch etwas so gespielt werden kann, wie es der Komponist gemeint hat. Im speziellen Falle ging es um einen Bericht über den Stand der Schönberg-Gesamtausgabe. Da Schönberg ein sehr nachlässiger Korrekturleser war und seine eigenen Regeln durchbrach, nach denen jede Note schon aus Gründen der Gleichberechtigung- ein Vorzeichen haben müsse, kommt den Arbeiten der Herausgeber größte Bedeutung zu. — Stephan stellte den Band „Chorwerke II“ vor, in dem sich so wichtige Stücke finden, wie „Kol nidre“, „Ein Überlebender aus Warschau“, „Dreimal tausend Jahre“ und andere.

Ein bald folgender Band wird Auskunft über die Entstehung der Zwölftonmusik geben.

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