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Krenns Diagnose „pur"

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Das Theologiestudium liege „in manchem im argen“. Und die Priesterseminare „dürfen nicht länger Therapiestationen für Leute sein, die krank sind oder krank werden sollen“. So undifferenziert, pauschal und hart hat der Wiener Weihbischof Kurt Krenn in einem Interview mit dem deutschen „pur-Magazin“ (Nummer 8/1989) die Priesterausbildung heruntergemacht.

Da dem Wiener Auxiliarbi- schof nicht die Anmaßung unterstellt werden soll, sich derart in die Angelegenheit anderer Diözesen einzumischen, lag und liegt der Schluß nahe, daß diese Aussagen die Erzdiözese Wien treffen und betreffen sollen.

Bei der Sitzung des Wiener Priesterrates am 30. Mai darauf angesprochen, teilte Krenn aber mit, daß seine negative Beurteilung der Priesterausbildung nicht auf das Wiener Priesterseminar und die Wiener Katholisch-Theologische Fakultät gemünzt gewesen sei.

Was Krenn jedoch postwendend dementierte: Er habe es ausdrücklich abgelehnt, ließ er sein Sekretariat mitteilen, daß seine Interviewaussage „auf ein bestimmtes Priesterseminar bezogen oder nicht bezogen wird“.

Jemanden nicht meinen und ihn gleichzeitig doch (?) meinen: die Logik, die sich dahinter verbirgt, ist einigermaßen verworren.

Und die Verwirrung ist komplett, weil der Vorstand des Wiener Priesterrates die vor versammeltem Priesterrat gemachten Krenn-Äußerungen als tatsachen- und wahrheitsgemäß durch das Protokoll der Sitzung vom 30. Mai belegt.

Für eine „Logelei“, beider eine verschlüsselte Botschaft vergnüglich entziffert werden muß, ist die Frage der Prie- sterausbildung zu ernst. Und eigentlich sind schon die heimtückischen Interview-Aussagen des Wiener Auxiliarbischofs zu allen Bemühungen um Priesternachwuchs - ein Anliegen, das auch Krenns Diözesanbischof Kardinal Hans Hermann Groer besonders am Herzen liegt - im hohen Maße kontraproduktiv.

Welcher junge Mann läßt sich schon gemeäls „krank“ denunzieren? Und welches Seminarist denn eine „Therapiestation“, welches keine? Wo konkret liegt das Theologiestudium „im argen “? Was muß sich da ein Jungpriester, der demnächst am Fest von Peter und Paul geweiht wird, denken, wenn so über ihn und seinesgleichen laut von Krenn gedacht wird?Eine BeleidigungI

Es geht da um die Zukunft der Priesterausbildung. Und es geht auch um die Frage der Glaubwürdigkeit. Um Ehrlichkeit.

Klärung tut not, verträgt keinen Aufschub, keine weitere orakelhafte (Nicht-)Bezugnah- me, die keinen meint, aber alle in Mißkredit bringt. Und unter alle Spekulationen soll ein klarer Schlußstrich gezogen werden.

Daher hat die FURCHE Weihbischof Krenn zu einer authentischen Interpretation seiner im „pur "-Interview geäußerten pauschalen Kritik eingeladen: Vor welchem Seminar wird gewarnt? Etwa gar vor Mayerling ?

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