Mit der Kunstkritik ist das schon so eine Sache: Wer will sie denn eigentlich? Die Künstler fühlen sich durch sie verkannt, die Ausstellungsmacher und Galeristen sind enttäuscht, wenn der erwartete PR-Effekt ausbleibt, das Publikum ist desorientiert, weil meist jegliche Grundlage zum Verständnis fehlt, für die Medien selbst ist die Kulturseite oder -Sendung oft nicht viel mehr als ein notwendiges Übel, ein Appendix, der sowieso nur wenige interessiert. Die verschiedenen Aspekte dieses Dilemmas kamen bei einem Symposion zur Sprache, das vorige Woche an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst veranstaltet wurde. Kritiker und Journalisten aus Osterreich und der Bundesrepublik Deutschland diskutierten unter dem Titel Pressefreiheit und ihr Mißbrauch” über „die demokratischen Grundregeln in der Kulturberichterstattung”.
Gerade dazu gab es aber nicht viel zu diskutieren, denn über die Notwendigkeit der Pressefreiheit waren sich alle einig.
Sonst war das Lager der Referenten aber doch sehr gespalten. Die Künstler postulierten ihre Erwartungen nach einer schöpferischen Kritik, und die Wissenschaft wies mit Studien nach, daß die Kunstberichterstattung unsachlich und „adabeiisie-rend” sei.
Einem Schlußwort stimmten dennoch die meisten Referenten zu: daß nämlich Kunst und Kunst-Kritik alles dürfen und nichts müssen.