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Kroaten kämpfen um die Herzegowina

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„Die UNO-Truppen in Kroatien müssen einen Demilitarisierungspro-zeß in den umkämpften Gebieten in der Krajina und in Slawonien einleiten, sonst ist eine Lösung des Konfliktes mit Serbien aussichtslos", betont ein prominenter politischer Beobachter aus Zagreb gegenüber der FURCHE. Wesentlich sei, daß die Blauhelme nicht bloß* die Kämpfenden auseinanderhalten, „andernfalls ist das Problem in 20 Jahren noch nicht gelöst". Es gehe darum, nach klaren Vorgaben an den bisherigen Kriegsschauplätzen eine lokale Verwaltung zu installieren.

Drei Szenarien sind hier möglich: man könne die derzeitige, von Tschet-niks kontrollierte Verwaltung und Polizei nach vorheriger Entwaffnung der Freischärler belassen; es könnten aber auch jene Kräfte zurückbeordert werden, die vordem Krieg den Dienst versahen; oder es wird eine neue lokale Polizei und Verwaltung gemäß den Prozentanteilen der Volksgruppen vor dem Krieg (mit einem höheren serbischen Anteil) installiert. Für Kroaten wäre - so ist aus Zagreb zu hören - die dritte Version die günstigste.

Zuerst einmal müssen die Tschet-niks entwaffnet werden, dann könne die Bevölkerung wieder zurückkommen, sagt ein Beobachter aus Zagreber Kirchenkreisen. Dabei müsse sichergestellt sein, daß die Grenzen unverletzlich sind und die .jugoslawische" (serbische) Armee auch tatsächlich abzieht.

Hinsichtlich der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina wird auf einen harten Kern von Kroaten in der Herzegowina hingewiesen, die bisher in Kroatien kämpften, nun zurückgekehrt sind und ihre Heimat verteidigen. Diese Herzegowiner Kroaten - mit einem starken Familiensinn und großen, kinderreichen Familien -werden als „emotional sehr stark" und „zum Kampf

äußerst motiviert" geschildert. Offenbar sind sie im Besitz einer starken Fliegerabwehr.

In der Herzegowina wurden deswegen bisher keine Tiefflugangriffe durchgeführt, was die Treffergenauigkeit stark vermindert. Manche sehen den .Angriff auf den Marienwallfahrtsort Medjugorje bei Mostar am Mittwoch vergangener Woche auch als Folge der durch die gute Abwehr der Herzegowiner ausgelösten Planlosigkeit bei der serbisch-jugoslawischen Luftwaffe.

Für Kroatien laufen derzeit viele Hilfsaktionen aus dem Westen - größtenteils über kirchliche Hilfsorganisationen und Kanäle. Erst vor nicht allzu langer Zeit um Hunderte Millionen D-Mark renovierte kirchliche Objekte, Klöster, Kirchen, Kapellen, Mausoleen, die bombardiert wurden, niedergebrannt oder innen völlig demoliert sind, müssen erneut aufgebaut oder restauriert werden. Der Schaden ist unermeßlich und hat die Kroaten tief in ihrer Seele verletzt.

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