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Kroatien am Verbluten

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Der Fall Vukovars, Symbol kroatischen Widerstands gegen die serbischen Aggressoren, eröffnet den Serben den Zugriff auf ganz Slawonien. Tausende Kroaten, Zivilisten, müssen um ihr Leben zittern. In Zagreb fragt man, ob die Welt gewillt ist, Aggressoren ihre Beute zu überlassen.

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Der Fall Vukovars, Symbol kroatischen Widerstands gegen die serbischen Aggressoren, eröffnet den Serben den Zugriff auf ganz Slawonien. Tausende Kroaten, Zivilisten, müssen um ihr Leben zittern. In Zagreb fragt man, ob die Welt gewillt ist, Aggressoren ihre Beute zu überlassen.

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Mit dem Auszug Kroatiens aus dem ohnehin nicht mehr funktionierenden jugoslawischen Staatspräsidium wurde der letzte Trennungsstrich zwischen den beiden verfeindeten Völkern gezogen. Das bisherige Los der Zivilbevölkerung in Slawonien, in der Krajina und in den Küstenstädten Dal-matiens ist für Zagreber Kommentatoren Grund, von gigantischen Kriegsverbrechen zu sprechen.

Wie es in .Jugoslawien" weitergehen könnte, hat am Montagnachmittag, 18. November, der mazedonische Staatspräsident Kiro Gligorov bei einer Pressekonferenz in Wien skizziert: Der 74jährige Alt-Kommunist befürchtet, daß sich der Krieg, „der solche Ausmaße angenommen hat, daß jede gute Dienstleistung willkommen ist", auch auf Bosnien-Her-cegowina und den Kosovo ausweiten könnte. Gligorov glaubt, daß Mazedonien, das wie Kroatien und Slowenien nach seiner am Sonntag verabschiedeten neuen zivilen Verfassung um internationale Anerkennung seiner Souveränität und Unabhängigkeit - zunächst in Österreich - wirbt, wegen seines nur geringen serbischen Bevölkerungsanteils von Kriegshandlungen verschont bleiben könnte. Zudem beteilige sich Mazedonien nicht am serbisch-kroatischen Krieg. Deswegen bewertet Gligorov die angedrohten Sanktionen der EG gegenüber Jugoslawien als ungerecht, weil sie auch unbeteiligte Republiken treffen würden. Von Österreich erwartet er eine gemeinsame Anerkennung von Slowenien, Kroatien und Mazedonien als unabhängige Staaten. Mazedonien will ein europäischer Staat werden.

Auf die Frage der FURCHE, ob -wie geplant - die albanische Minderheit in Mazedonien als konstituierendes Staatsvolk in der neuen Verfassung festgeschrieben sei, antwortete Gligorov, daß man in die Verfassung die Bestimmungen der Pariser Charta bezüglich nationaler Minderheiten aufgenommen habe. In Mazedonien werden die Nationalitäten paritätsmäßig an allen politischen Institutionen beteiligt, die bedeutendsten Fragen müßten mit Konsens gelöst werden.

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