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KSZE: Kommt jetzt das Ende ?
Die kurze technische Sommerpause des Wiener Folgetreffens der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) ist vorbei. Langsam trudeln die Delegationen der 35 beteiligten Staaten im Kongreßzentrum Hofburg ein. Daß sich auch die rumänische Gruppe Zeit läßt, hat zu aufgeregten Kommentaren geführt: Boykottieren die in Menschenrechtsfragen wenig zugänglichen Diplomaten aus dem Reich Nicolae Ceausescus das Treffen, das sich schon in der Zielgeraden wähnte?
Was Österreichs Delegationsleiter, Botschafter Rudolf To-rovsky, gegenüber der FURCHE als positives Zeichen wertet — die Rumänen warten offenbar noch Weisungen nach dem Treffen zwischen Ceausescu und Ungarns Premier Käroly Grösz in Arad ab — könnte tatsächlich die Wiener Folgekonferenz zu einem anderen als dem geplanten Ende führen. Die Haltung der Rumänen in Sachen Menschenrechte — jedwede Vorhaltung wird als Einmischung abgeschmettert — hemmt die nun schon zwei Jahre dauernden Verhandlungen.
Was Ministerpräsident Grösz aus Arad mitbrachte, ist mehr als dürftig: Ein Abrücken Rumäniens von starren Positionen ist nicht in Sicht. Das einzig Positive: Ceausescu ist wenigstens zu Gesprächen bereit, offenbar um weiteres Isoliertwerden zu vermeiden.
Wenn der Abschluß der Wiener Konferenz verhindert wird, gibt es keine Mandate für militärische Abrüstung. Kann das im Sinne der Rumänen liegen, die sich gerne als Vorkämpfer der Abrüstung sehen?
Die KSZE steht vor dem Dilemma, daß Rumänien nicht isoliert werden kann, ohne die Sowjetunion zu vergrämen. Der Paktzusammenhalt ist immer noch wichtiger als Europa. Das gilt — mit Einschränkungen — auch für die NATO-Staaten bezüglich ihrer Haltung zu Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
Während sich Michail Gorbatschows Öffnungskurs doch positiv für problemlosere Geschäftskontakte auswirkt, einen verbesserten Zugang zu Märkten ermöglicht, gibt es — Stichwort Technologietransfer — in diesem Bereich starke Vorbehalte des Westens.
Die KSZE ist krank. Blockdenken blockiert den Prozeß. Extrem ausgeprägte Souveränitätsansprüche sind das europäische Handicap.
öffentliches Interesse am Wiener Folgetreffen ist kaum vorhanden. Die dürren Presseberichte sprechen eine deutliche Sprache. Nicht einmal Exilorganisationen sorgen mehr für ein farbiges Ambiente. Bleibt die stille Diplomatie Österreichs, die ohne massive Vorstöße, was Trotzreaktionen hervorrufen könnte, Formulierungen ausarbeitet, „die den einen gerecht werden und für die anderen gerade noch erträglich sind“ (Torovsky): Damit die KSZE am Leben bleibt.
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