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Kühlschränke — oder Kanonen

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Soll Israel dem amerikanischen Druck nachgeben und die ägyptischen Forderungen zur Gänze akzeptieren, damit ein Teilabkommen zwischen Ägypten und Israel zustande kommt? Dieses Teilabkommen bezöge sich auf eine Räumung der Bergpässe Mitla und Gidi, auf einen Verzicht auf die ölfelder von Abu Rodeis und die westliche Straße, die vom Suez nach Abu Rodeis führt, sowie auf das südliche Ufer der Sinaihalbinsel. Dafür würde sich Ägypten verpflichten, Israel drei Jahre lang nicht anzugreifen und während dieser Zeitspanne auch nicht an einem bewaffneten Konflikt gegen Israel teilzunehmen.

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Soll Israel dem amerikanischen Druck nachgeben und die ägyptischen Forderungen zur Gänze akzeptieren, damit ein Teilabkommen zwischen Ägypten und Israel zustande kommt? Dieses Teilabkommen bezöge sich auf eine Räumung der Bergpässe Mitla und Gidi, auf einen Verzicht auf die ölfelder von Abu Rodeis und die westliche Straße, die vom Suez nach Abu Rodeis führt, sowie auf das südliche Ufer der Sinaihalbinsel. Dafür würde sich Ägypten verpflichten, Israel drei Jahre lang nicht anzugreifen und während dieser Zeitspanne auch nicht an einem bewaffneten Konflikt gegen Israel teilzunehmen.

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Israel ist nicht bereit, auf das ganze Südufer der Halbinsel zu verzichten und will den Ostteil der Bergpässe behalten, um ein strategisches Hindernis in Händen zu haben.

Die israelischen Militärs glauben, daß ein völliger Verzicht auf die Bergpässe einem Gesamtverzicht auf die Sinaihalbinsel gleichkäme; denn östlich dieser Bergpässe gibt es keinerlei Hindernisse mehr, die Panzerkolonnen vor einen Einfall in den Süden Israels aufhalten könnten. Israel fürchtet auch, daß Ägypten auf den Paßhöhen Raketenrampen errichten könnte, die das militärische Gleichgewicht zu Ägyptens Gunsten beeinflussen würden.

Die Ägypter hingegen fordern die Bergpässe, weil sie nur so einen

Verteidigungswall gegen eventuelle israelische Angriffe auf den Suezkanal in Händen hätten.

Inzwischen versuchen die USA, ihren Einfluß in der arabischen Welt zu vergrößern. Aus diesem Grund mischte sich der amerikanische Staatspräsident Gerald Ford persönlich in die Gespräche ein und verlangte von den Israelis eine sofortige Annahme der ägyptischen Forderungen.

Ein Scheitern der amerikanischen Friedensmission im Mittleren Osten käme einem empfindlichen Rückschlag für Fords Innenpolitik gleich und würde seine Position bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen erheblich schwächen.

Ford machte den Israelis klar, daß eine Ablehnung des ägyptischen Teilabkommenplans einen Bruch mit der USA nach sich ziehen würde. Die Alternative wäre eine sofortige Einberufung der Friedenskonferenz in Genf. Auf dieser Friedenskonferenz würden die USA,. im Einvernehmen mit der Sowjetunion, Israel zwingen, auf alle besetzten Gebiete zu verzichten. Das Westjordanland käme dann an Jordanien, doch würde ohne Zweifel ein Teil der Palästinenser gerade eine solche Regelung nicht akzeptieren und erneute Terroraktionen gegen Israel planen. Das könnte, wie vor dem Sechstagekrieg, wieder zu israelischen Vergeltungsmaßnahmen führen, diese wieder zu einer vereinten arabischen Front gegen Israel, und Israel wäre erst recht wieder einer neuen Kriegsgefahr ausgesetzt, nur daß Israels Ausgangspunkte wesentlich ungünstiger wären als heute und Gefahr für die bloße Existenz des Judenstaates bestünde.

Fürs erste will Rabins Regierung Zeit gewinnen. Amerika gab Israel eine Gnadenfrist von nur zwei Wochen bis zur Entscheidung. Die Meinungen innerhalb des Kabinetts sind geteilt. Ministerpräsident Rabin, Verteidigungsminister Peres und einige Minister sind gegen jedes Nachgeben, doch die „Tauben“ innerhalb der Regierung, mit der linkssozialistischen Mapam an der Spitze, glauben, daß man nur durch das Eingehen eines solchen Risikos den Frieden gewinnen könne.

Gibt es dem amerikanischen Druck nicht nach, so verliert Israel seinen wichtigsten Bundesgenossen und Waffenlieferanten — die USA. Auch die amerikanische Wirtschaftshilfe würde ausfallen und Israel wäre alsbald dem wirtschaftlichen Zusammenbruch nahe. Sind die Israelis heute bereit, den Gürtel enger zu schnallen? Vor dem Befreiungskrieg im Jahre 1948 waren sie es. Heute allerdings liebt der Israeli seinen Komfort, seinen Kühlschrank, seine Waschmaschine und nicht nur einzig und allein sein Land.

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