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Digital In Arbeit

Künftig gibt in der Musik der Computer den Ton an

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Eine Zukunftsvision rückt näher: Die Firma Sony hat ein Aufnahmegerät für Einzel-CD's entwik-kelt. Verbunden mit dem Apple-Macintosh-Computer wird die CD damit als Datenträger für viele Anwendungsbereiche interessant. Zu bewundern übrigens auf der ifabo.

Das Ding besteht aus zwei schlichten Metallboxen, etwa in der Größe von herkömmlichen CD-Playem, hört auf den Namen Sony's Writable CD-ROM System und „alleine daß es existiert ist eine kleine Sensation", preist Andreas Pongratz vom Lizenzinhaber Hard+Soft sein neuestes Angebot. Für relativ wenig Geld können auf dem von Sony entwickelten Gerät Einzel-CD's aufgenommen werden. Stück für Stück. Jede mit einem anderen Programm. Einzelanfertigung statt Massenware.

Damit ist eine prinzipielle Hemmschwelle der Musikindu-

strie gefallen: denn das Aufnehmen von Information - zum Beispiel eines Musikwerkes - war bis jetzt für den Endverbraucher nur über analoge Tonträger, also Tonbänder oder Kassetten, möglich. Keine CD-Qualität also fürprivate Mitschnitte von Rundfunkaufnahmen etwa.

Bei dieserherkömmlichen Aufnahmetechnik sind allerdings der Qualität von Kopien (je öfter ein Tonband kopiert oder abgespielt wird, desto schlechter wird die Klangqualität) und den Möglichkeiten der Weiterverarbeitung Grenzen gesetzt. Was der Plattenindustrie gar nicht unrecht ist: sie kann die Warnung vor dem verbotenen Kopieren mit dem Hinweis auf Qualitätsverluste verdeutlichen.

Der Trend der Musikindustrie geht allerdings in eine andere Richtung. Die Informationsspeicherung soll auch in digitalisierter Form im sogenannten Homerecording, also auf der eigenen Hifi-Anlage im Wohnzimmer möglich gemacht werden. Verschiedene Varianten sind bereits mehr als nur denkbar. Für den Profi, also Tonstudios oder Komponisten, stehen sogenannte Harddiskrecorder in

den Hexenküchen derTonmischerei, etwa in der „Soundmill" des Peter Müller, einem dererfolgreichsten Musikproduzenten in der Austropopsze-ne. Musikdaten werden nicht mehr auf Tonband, sondern wie normale Büroinformation auf einer Harddisk gespeichert und von dort per Computer weiterverarbeitet oder gelöscht. Das Herumschnippseln an den Tonbändern ist damit Vergangenheit.

Das Sony-Recorder-System für CD's ist für Müller allerdings noch zu teuer: „Es wäre interessant, wenn das Gerät nicht mehr als 100.000 Schilling kostet - das wird schon noch kommen - und die CD um maximal 500 anbietbar ist. Dann ist das für eine stückweise Fertigung diskutabel." Das derzeitige Preis-Leistungsverhältnis sieht noch anders aus. Der Recorder kostet eine halbe Million, Hard+Soft verrechnet für das Bespielen einer Einzel-CD 4.000 Schilling. Noch keine Sache also für die Hifi-Seite im Quelle-Katalog. Müller: „Dahätte ich ganze zwei Kunden im Jahr." Trotzdem günstig, zum Vergleich: Die herkömmliche Herstellung einer CD kostet mindestens 30.000 Schilling.

Für den durchschnittlichen Musikkonsumenten wird seit mehreren Jahren an einer finanziell attraktiven Variante der DAT (Digital Audio Tape) gearbeitet, also Tonbänder, die die Musikinformation so ähnlich wie eine CD -in digitalisierter Form - speichern. Wolfgang Arming, Chef der Plattenfirma Polygramm: „Im nächsten Jahr wird die DCC (Digital Compact Cassette) die herkömmliche Musicassette ablösen."

Doch die Einzel-CD's sind auch als Speichermedium für mehr als nur Musikdaten interessant, als sogenannte CD-ROM. Andreas Pongratz von Hard+Soft: „Im Augenblick liegt der Schwerpunkt noch auf der Herstellung von Audio-CD's. Der nächste Schritt ist aber die Verwendung als Sicherungs-CD von Daten von einer Harddisk. Der übernächste Schritt ist der Einsatz zur Datenaufbereitung, etwa als elektronischer Warenkatalog einer Firma." Unter diesen Aspekten sind Tonbänder, die sich in Laufwerken verfangen, wirklich bald Musikgeschichte.

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