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Küng und die Folgen

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Vor allem möchte ich Sie zu der hervorragenden Art der Berichterstattung über die schwerwiegende und höchst bedeutsame Angelegenheit Küng beglückwünschen. Es ist dies ein Schulbeispiel, wie man sine ira und studio und auf höchst verantwortungsvolle Weise eine ebenso komplexe wie gefährliche Situation

kann.

Obwohl ich mich im Laufe des vergangenen Jahrzehnts immer wieder gefragt habe, ob denn heute in der Kirche jeder Theologieprofessor sein eigener Papst sein dürfe und ob die römisch-katholische Kirche denn noch eine Bischofskirche oder bereits eine Professorenkirche sei, in der man ungestraft seine eigene Meinung verkünden dürfe, ja obwohl ich manchmal direkt innerlich nach einer „Verurteilung" durch Rom gerufen habe, fühle ich jetzt, nach der Verurteilung von Küng durch die Glaubenskongregation, ein deutliches Unbehagen. Wahrscheinlich liegt das daran, daß mir im Prinzip „Verurteilungen" von oben unangenehm sind, vor allem in geistigen Belangen! Trotzdem bin ich der Meinung, daß einmal ein Wort von Rom gesprochen werden mußte, damit die Einheit der Kirche gewahrt bleibe.

In diesem Zusammenhang eine Frage an Herrn Professor Josef Weismayer: Er bezieht sich auf Johannes XXIII. und dessen Ausspruch über die Haltung der Kirche Irrlehren gegenüber: daß „die Kirche früher Irrlehren mit großer Strenge verurteilt habe, heute dagegen möchte man lieber das Heilmittel der Barmherzigkeit anwenden als die Waffe der Strenge erheben".

Daraus ergab sich tatsächlich, daß im vergangenen Jahrzehnt und schon etwas früher die Kirche zur Spielwiese theologischer Privatmeinungen wurde. Cui Bono? Sind die Randchristen wirklich um so vieles wichtiger als die überzeugt Glaubenden, daß man letztere ohne weiteres zu Gunsten ersterer verunsichern kann und darf?

Dr. Friedrich Reitlinger 6232 Münster (Tirol) *

Im Artikel „Anders miteinander umgehen!" von Heinz Holley (Nr. 2) zitiert der Verfasser das Johannesevangelium (Kap. 13, 34): „Liebet einander, wie ich euch geliebt habe" als Richtschnur, wie Christen miteinander bei Konflikten umgehen sollen. Dieses Gebot gilt auch für Eltern in der Erziehung ihrer Kinder. Es

wird jedoch sicherlich kein Vater der Inquisition geziehen, wenn er gegen sein uneinsichtiges Kind eine Strafe verhängt. Es ist sogar ein Zeichen seiner Liebe zum Kind, weil er sich um es kümmert. Analog sehe ich die von der Kirche über Prof. Küng ver-• hängte Sanktion...

Dr. Robert Heumel 4020 Linz

Wenn es schon eine sogenannte Unfehlbarkeit geben muß, dann ist es mir lieber, daß sie beim Papst ist als bei einem Theologen. Mir kommt vor, daß der wieder aufgebrochene Streit zwischen Amtsträgern und Theologen die Kirche in unseren Ländern -das heißt: uns Christen - weit weg vom wirklichen Leben bringt. Da ich relativ viel Kontakt mit gewöhnlichen Christen habe, wage ich die Erfahrung auszusprechen, daß diese Menschen der Schuh ganz woanders drückt. Und sollte uns auch das kalt lassen, so genügt doch ein Blick in die Welt des beginnenden neuen Jahrzehnts, um alle Kraft an Glauben, Hoffen und Lieben zur Beseitigung von Elend, Beendigung von Krieg und Folter, zur Vermenschlichung und zur Erhaltung der Welt aufzuwenden. Hier, wo sich Gott sei Dank Tausende Missionare, Schwestern, Entwicklungshelfer, Pfleger, Fürsorgerinnen, Eltern, Priester usw. plagen - hier gilt es zu „kämpfen", die jungen Menschen zu mobilisieren, Christus lebendig zu machen! Hier

entfachen wir kaum einen „Papierkrieg". Hände und Herzen sind in Ruhelage! Friedrich Giglinger 2522 Oberwaltersdorf

Sehr widerspruchsvoll sind die Bedenken, die Prof. Weißmayer gegen die Maßregelung des, Hans Küng anmeldet. Einerseits., wird zugege-/ ben, daß Differenzen zwischen dem Glauben der Kirche und den Positionen Küngs bestehen, aber das spielt keine Rolle, denn die „misera plebs" hat ja keine Ahnung von diesen Dingen. Man fragt sich nur, für wen arbeiten die Theologen - für eine kleine

Schar von „erleuchteten" oder für die ganze- Kirche? Die Bekehrung der Fernstehenden und der Agnostiker durch die Bücher und seinen Vortrag in der Hofburg ist scheinbar auch nur „Erleuchteten" erkennbar. Ferner heißt es: Die Kirche soll Irrlehrern mit Barmherzigkeit und nicht mit Strenge begegnen. Vielleicht hätte eine'fÄchtze'itigfeiStrenge Sie von diesem Wege abgehalten! Wo aber bleibt die - Barmherzigkeit denen gegenüber, die in Irrtum geführt werden und ein Recht auf Wahrheit haben?

Ing. Karl Stoppauer.

1110 Wien

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