Als der provisorische Generalintendant Gerd Bacher bei seiner ersten Pressekonferenz vergangener Woche das Thema „Kultur im ORF' aufgriff, traf er einen neuralgischen Punkt in der Programmpolitik des Unternehmens. Kultur im Fernsehen! Wann und wie oft und vor allem, wie findet sie statt?
Da gibt es einmal die Kulturnachrichten nach „Zeit im Bild 1“ und nach „Zeit im Bild 2“: Meldungen, Kurzbeiträge, kleine Filme. Dann noch alle zwei Wochen im Zweiten Programm das Magazin „Eintritt frei“ und jeden Samstag die Sendung „Galerie“. Mehr ist nicht drinnen an aktuellen Sendungen - sieht man von den Theaterübertragungen (jeden Donnerstag auf FS 1) und dem „Bücherbasar“ ab. Im Monat sind das - über den Daumen gepeilt - an die acht Stunden Kulturberichterstattung. Oder zwei bis drei Prozent des Sendepotentials.
Doch die Quantität allein macht es nicht. Die Kultur geht unter, weil sie schlecht plaziert und weil sie nicht besonders gut „gemacht“ wird. Zwischen Nachrichten und einem Werbeblock oder einer Sportsendung ist man halt nicht besonders aufnahmefähig für Kulturbeiträge. Das 45-Minuten-Magazin „Eintritt frei“ hat am Montag regelmäßig eine übermächtige Konkurrenz auf dem anderen Programm.
Ähnlich ist das Ganze bei der „Galerie“. Sie steht am Samstag regelmäßig der Sportsendung ,4m Wege“. Und die „Nachtlese“ am Sonntag Abend wird sehr of\ so spät angesetzt, daß die meisten Berufstätigen schon im Bett sind. Gute Nacht!
Bleibt als einzige wirklich beliebte Sendung das Quiz „Steckbrief. Hier findet sich ein relativ großes Publikum, hier werden junge Autoren vorgestellt, müssen bekannte Autoren erraten werden, gibt es Preise zu gewinnen.
„Kultur, das sind die Künstler“ hat Gerd Bacher auf der selben Pressekonferenz gesagt. Er hat recht damit. Deshalb ist auch sein Vorschlag zu begrüßen, Künstler als eine Art Konsulenten heranzuziehen.
