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Kultur fehlt im Kommerz-TV

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Weg vom ORF-Monopol, TV-Schirm frei für private Fernsehanbieter in Osterreich! So könnte binnen kurzem die Devise lauten, wenn in Österreich über Hans Dichands geplanten Antrag (und beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg über vorliegende Beschwerden) entschieden wurde. Was bedeutet dies für die Kultur im TV?

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Weg vom ORF-Monopol, TV-Schirm frei für private Fernsehanbieter in Osterreich! So könnte binnen kurzem die Devise lauten, wenn in Österreich über Hans Dichands geplanten Antrag (und beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg über vorliegende Beschwerden) entschieden wurde. Was bedeutet dies für die Kultur im TV?

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Laut Rundfunkgesetz erfordert der Programmauftrag des öffentli-chen-rechtlichen ORF die „umfassende Information der Allgemeinheit über alle wichtigen kulturellen Fragen”, sieht „die Vermittlung und Förderung von Kunst” vorund setzt „hohes Niveau” in Hörfunk und Fernsehen voraus.

Der bis 1992 beim deutschen Pri-vat-Fernsehsender „Premiere” tätige Rudi Klausnitzer, derzeit Intendant der Vereinigten Bühnen Wien (und damit zuständig für die Musical-Bühnen Theater an der Wien und Raimundtheater) sieht die Zukunft der Kultur bei privaten Fernsehanbietern nicht sehr rosig: „Natürlich bin ich grundsätzlich für kommerzielles Fernsehen, auch in Österreich. Aber im Bereich der Kultur ist der Zug zur Kommerzialisierung eher schwierig.” Klausnitzer meint, daß es für die Theater, also auch für seine Vereinigten

Bühnen, in erster Linie „um die Stärkung der bestehenden österreichischen elektronischen Medien gehen müsse”.

Mit der schon bisher vom ORF drastisch reduzierten Zahl von Übertragungen von Opern- und Theateraufführungen vor allem im Fernsehen trägt dieser allerdings bereits der Konkurrenz durch private ausländische Kabel- und Satellitenprogramme Rechnung.

„Der Druck der von außen nach Österreich hereinströmenden deutschsprachigen Programme wird immer stärker werden, es ist daher besonders wichtig, rein österreichische TV-Kanäle zu erhalten”, betont Klausnitzer als Mann mit deutscher Fernsehmacher-Erfahrung. Sosehr also unzufriedene ORF-Seher die Konkurrenz eines Dichand-TV in Österreich begrüßen könnten, scheint es fraglich, ob in dessen TV-Programm kulturelle Sendungen Aufnahme fänden. Und wenn laut Klausnitzer „der Stärkung und Erhaltung der österreichischen Identität auf den TV-Schirmen” Priorität zukommt, macht die ausschließliche Orientierung an den Einschaltziffern bei privaten Fernsehanstalten doch skeptisch, ob dieses Anliegen bei Dichand in guten Händen wäre. Meint doch auch Bühnenintendant Klausnitzer: „Nur von einem starken öffentlich-rechtlichen ORF ist auch eine Kooperation mit den kulturellen Einrichtungen des Landes zu erwarten!”

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