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Kunst als Verkündigung

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Nicht der Künstler oder sein Werk an sich, sondern- dessen geistiger Inhalt, soll bei der Präsentation sakraler Kunst im Wiener Diözesanmuseum im Vordergrund stehen.

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Nicht der Künstler oder sein Werk an sich, sondern- dessen geistiger Inhalt, soll bei der Präsentation sakraler Kunst im Wiener Diözesanmuseum im Vordergrund stehen.

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Ein Museum sakraler Kunst hat andere Aufgaben als ein Landesmuseum, das sich vornehmlich der profanen Kunstwerke annimmt. Diese Überzeugung vertritt der Leiter des Erzbischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Wien, Rupert Feuchtmüller. Er versucht, die Gestaltung, die Frage der Neuerwerbungen sowie die Präsentation der ausge-stellten Objekte nach eigenen Grundsätzen vorzunehmen.

Das Diözesanmuseum Wien, das heuer sein 50jähriges Bestehen feiert, wurde anläßlich des Katholikentages im Jahre 1933 von Kardinal Theodor Innitzer gegründet.

Es war bis vor zehn Jahren ausschließlich in den Räumen des Erzbischöflichen Palais untergebracht. Am Nikolaustag des Jahres 1973 übersiedelte es dann in die ehemalige Domprobstwohnung am Stephansplatz. Die verbleibenden Kunstwerke im Erzbischöflichen Palais gehören aber weiterhin zum Museum, sie sind nur nicht mehr öffentlich zugänglich. Wenn die Restaurationen im Rittersaal des Deutschordenshauses fertiggestellt sind, bekommt das Diözesanmuseum dort noch einen weiteren Ausstel-lungsraum.

Welche sind nun aber die Leitlinien, an denen sich Rupert Feuchtmüller in seiner Museumspolitik orientiert? „Sakrale Kunstwerke sollen, sofern die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen in den Kirchen vorhanden sind, möglichst liturgische Verwendung finden“ Allerdings stellen die mangelnden Sicherungsmöglichkeiten — die Kirchen sollen für die Gläubigen offen sein, andererseits sind Alarm-systeme sehr kostspielig - ein ernstes Problem dar. Deshalb werden manchmal auch Kopien von wertvollen Bildern und Plastiken für die Kirchen angefertigt, während die Originale ins Museum wandern, das dann quasi als Tresor dient.

Feuchtmüller betont, daß die Erzdiözese selbst seit zehn Jahren kaum Kunstwerke erworben hat. „Wir wollen dem Landesmuseum keine Konkurrenz machen und auch keine Kirchensteuergelder verwenden. Die neuen Exponate sind entweder Geschenke, oder sie wurden von für den speziellen Zwecke gespendetem Geld gekauft.“

Das Museum hat aber noch eine andere wesentliche Aufgabe: die Restaurierung und Konservierung von Kunstschätzen aus Pfarren und Klöstern und deren Rückführung an den Ort ihrer Herkunft. Wesentlichen Anteil am Gelingen dieses Vorhabens tragen Hannelore Karl, Professorin an der Hochschule für Angewandte Kunst, und ihre Mitarbeiter. Ihre Arbeit ist „umso besser, je mehr sie im Hintergrund bleibt“. Außerdem erhalten die Gegenstände, die durch ihre Hände gegangen sind, für die Pfarre, der sie zurückgegeben werden, einen neuen Wert: das Kunstwerk steht dann dort im Mittelpunkt.

Wesentlich anders als allgemein üblich will Rupert Feucht müller auch die Präsentation der Exponate gestalten. Statt der üblichen Beschriftung des Objektes mit Namen, Herkunft und Zeitangabe versucht man im Diözesanmuseum die Bildsprache hervor-zuheben. Das heißt: Jede Figur und jede dargestellte Szene wird beschrieben. So ist es dem Betrachter möglich, in die ganze bewußte Dramatik, die sich beispielsweise in der Bebilderung und Verzierung eines Kelches verbirgt, Einblick zu nehmen.

So geht es nach Meinung Feuchtmüllers auch bei der jetzt laufenden Sonderausstellung „Heiltümer — Heilige Geräte — Sinnbilder“ nicht vornehmlich. um Kunst, nicht um äußere ästhetische Werte, sondern um „Inhalte, um die Sprache einer christlichen Verkündigung“.

Das Erzbischöfliche Dom- und Diözesanmuseum am Stephansplatz 6, 1010 Wien, ist von Mittwoch bis Samstag von 10-16 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10-13 Uhr geöffnet.

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