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Kunststofftechniker sind Mangelware

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Obwohl immer wieder von einer „Maturantenschwemme" und von drohender Jugendarbeitslosigkeit in Österreich gesprochen wird, ist es zur Zeit nicht möglich, den Bedarf der heimischen Wirtschaft an gut ausgebildeten Kunststoffingenieuren zu decken. Dieser interessante technische Beruf mit guten Berufsaussichten dürfte in Maturantenkreisen vielfach unbekannt sein. Vielleicht liegt ein Informationsmangel vor. Die FURCHE will diese Lücke schließen.

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Obwohl immer wieder von einer „Maturantenschwemme" und von drohender Jugendarbeitslosigkeit in Österreich gesprochen wird, ist es zur Zeit nicht möglich, den Bedarf der heimischen Wirtschaft an gut ausgebildeten Kunststoffingenieuren zu decken. Dieser interessante technische Beruf mit guten Berufsaussichten dürfte in Maturantenkreisen vielfach unbekannt sein. Vielleicht liegt ein Informationsmangel vor. Die FURCHE will diese Lücke schließen.

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Für Maturanten und für Studenten, die sich in den Ferien zum Abbruch ihres Studiums entschlossen haben, bietet sich jetzt die Chance, sich für einen aussichtsreichen technischen Beruf zu entscheiden. Als einzige Höhere Technische Lehranstalt Österreichs Führt das Technologische Gewerbemuseum in Wien-Brigittenau ein „Kolleg für Kunststofftechnik", das in einer vierse-mestrigen Ausbildung die Voraussetzung zur Führung des Standesbezeichnung „Ingenieur" Für den Fachbereich Kunststofftechnik schafft.

Wer sich rasch entscheidet, kann sogar in diesen Tagen noch die Möglichkeit nützen, sich für das am 3. September beginnende Schuljahr 1980/81 einschreiben zu lassen (Direktionskanzlei, 1200 Wien, Wexstraße 19-23, Telefon-Nr. 0222/35 35 11).

Die Ausbildung Führt zu einem zukunftssicheren Beruf, weil Kunststoffingenieure als Experten dieser bewährten Werkstoffgruppen in allen Bereichen von Industrie, Gewerbe, Handel und öffentlichem Dienst dringend gebraucht werden.

Was sind die Ursachen für diesen offensichtlichen Mangel von Nachwuchs an Kunststofftechnikern trotz „Uberangebot" an Maturanten? Ist es die zwiespältige Einstellung der Öffentlichkeit zu der modernen und unentbehrlichen Werkstoffgruppe „Kunststoff, die zu einer abwehrenden Haltung bei Kunststoffberufen führt?

Ist es der „Erdölschock" oder die Angst vor falschen Anwendungsmöglichkeiten der Kunststoffe? Ist es das Unbehagen gegenüber einer anspruchsvollen, systematischen technisch-wirtschaftlichen Ausbildung? Oder ist es der Widerstand einer jüngeren Generation gegen alles, was „Technik" heißt?

Fest steht jedenfalls, daß Kunststoffe hervorragende Werkstoffe mit geringem Gewicht, hoher Alterungsbeständigkeit, langer Lebensdauer und guten technischen Eigenschaften bei relativ niederem Preis sind. Der richtige Einsatz macht diese modernen Materialien unentbehrlich in allen Bereichen der Technik und des täglichen Lebens, in Beruf und Freizeit.

Kunststoffe sind heute ein notwendiger Bestandteil der technischen Entwicklung. Und dafür werden in allen Bereichen Experten gebraucht, die für den richtigen Einsatz der Polymerwerkstoffe sorgen.

Die Ausgangspunkte von Kunststoffen können durch physikalische und chemische Wiederverwertung in einen gleichbleibenden Kreisprozeß zurückgeführt werden und sind damit trotz Ölkrise und Schwankungen der Rohstoffentwicklung auch bei wachsender materieller Produktion verfügbar. Außerdem ist der Energieaufwand zur Herstellung der Kunststoffe erheblich geringer als bei allen anderen Werkstoffen.

Herkömmliche Werkstoffe sind bekanntlich stark dem Abbau ausgesetzt, es müssen beträchtliche Teile des Volksvermögens für Schutz gegen Korrosion, Verrottung und Fäulnis aufgewendet werden. Mit den Kunststoffen ist es gelungen, Bauelemente sehr hoher Beständigkeit und langer Lebensdauer mit geringem wirtschaftlichen Aufwand zu erzeugen.

Wenn trotzdem gelegentlich Verschmutzungsprobleme in der Verpackung auftreten, ist dies kein Problem der Kunststofftechnik, sondern ein Problem der Verbraucherdisziplin. Kunststoffabfälle sind jedenfalls sowohl als Rohstoff als auch als Energieträger technisch leicht wiederverwertbar.

Die Kunststofftechnik umfaßt die Erzeugung, Verarbeitung und Anwendung von Kunststoffen. Österreich zählt zu den wohlhabendsten Staaten der Welt, die Kunststofftechnik trägt nicht unwesentlich dazu bei.

Unser Land steht mit einem Kunststoffverbrauch von über 80 Kilogramm pro Kopf im Jahre 1979 an siebenter Stelle der Weltrangliste. Allein die Kunststoffverarbeitung in Österreich umfaßt 1000 Betriebe mit zukunftssicheren Arbeitsplätzen. Dazu kommt auch noch die österreichische Spitzenposition von Maschinen und Werkzeugen für die Kunststoffverarbeitung.

Die Spitzenposition Österreichs auf diesem Gebiet ist offensichtlich wenig bekannt. Ein renommierter oberösterreichischer Familienbetrieb ist der viertgrößte Erzeuger der Welt von Spritzgießmaschinen, der größte Produzent von sogenannten Doppelschneckenextrudern sitzt in Wien.

Dazu kommen einige wichtige Firmen zum Bau von Faser-Harz-Spritzanlagen, Faserverstreckungsanlagen, Mühlen, Werkzeugen, Vorrichtungen und elektronischen Geräten.

Aus der großen Zahl von Anwendungsmöglichkeiten sei vor allem auf die Energietechnik (Kabelisolierungen, Wärmedämmstoffe, Rohre und Behältern), auf das Bauwesen (Althaussanierung, Kunststoff-Fenster) und auf den Freizeitbereich (Sportgeräte, Sportanlagen) hingewiesen.

Die Kunststofftechnik ist ein Wirtschaftszweig, der zu den hoffnungsvollsten Branchen Österreichs zählt. Und dafür braucht die Wirtschaft qualifizierten Nachwuchs.

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