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Kurz und gut

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Günter Kunert, nicht nur gebürtiger, sondern geborener Berliner, hart sich auch im Roman und in anderen Sparten mit Erfolg versucht, aber die Kürzestgeschichte bleibt (neben skeptischer Lyrik) seine Domäne. Mit gutem Grund hat das Vorwort des neuen Bandes ein Zitat von Peter Hebel als Motto, und mit gleichem Recht wird im Text Bert Brecht genannt, sein Lehrmeister in diesem Genre.

Auch „Im toten Winkel” sind es noch immer „Tagträume in Berlin und anderswo” (1971), denn seit 1979 lebt er tatsächlich „anderswo”: zwei Jahre vorher hatte ihn die SED ausgeschlossen. Er hat das tiefe Mißtrauen im Osten gelernt und im Westen nicht verlernt. Kunert glaubt an die Vergeblichkeit, aber trotzdem an die Notwendigkeit literarischen Bemühens, und daher ist es kein Zufall, daß sein Buch mit dem fatalen Histörchen „Neues von Sisyphos” endet: Es war ihm - unglaublicherweise - geglückt, den Block endlich doch auf den Gipfel zu bringen. „Es ist erreicht”, denkt er, doch die „neuen Aufgaben” blieben aus, und der Verzweifelte „stieß den Marmorblock in die Tiefe und begann aufs neue”. War also die ersehnte Wende der aufgewendeten Mühe noch nicht wert?

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