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Lacinas Schreckschuß

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Finanzminister Ferdinand La-cina, laut „profil” heute „Vranitzkys Visionär”, denkt an die Zeit nach dem nächsten Wahltag. Wenn nämlich die ÖVP partout keine Große Koalition bilden möchte, sondern zum Rückzug auf die Oppositionsbänke bläst, „gibt's ja noch die Möglichkeit einer SPÖ-Minderheitsre-gierung”.

Natürlich gibt es die. Aber ist sie nicht nur visionär, sondern auch realistisch? Zumindest einer in diesem Staat hätte da ein gewichtiges Wörtchen mitzureden: Bundespräsident Thomas Klestil.

Klestil hat sich wiederholt für stabile Verhältnisse ausgesprochen. Gerade weil Österreich in der kritischen Phase eines EG-Beitritts eigentlich eine Regierung braucht, die im Parlament festen Rückhalt hat, scheint es unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, daß er einer Regierung auf Abruf seine Zustimmung gibt, die über Nacht gestürzt werden kann. Oder die nur auf den nächstbesten Absprungtermin für Neuwahlen wartet.

Eine Koalition, wenn auch eine stille, müßte die SPÖ -so wie 1970 bis 1971 mit der FPÖ - ohnehin eingehen. Mit vielen Kompromissen. Das kann doch wirklich keine besonders attraktive Variante sein. Und schließlich liefe die SPÖ Gefahr, ihre Kanzler-Karte zu verspielen. Was nur, wenn der Bundespräsident, sollte Vranitzky erfolglos bleiben, dann einen anderen Parteichef mit der Regierungsbildung beauftragt?

Aber vielleicht wollte Laci-na damit nur die ÖVP schrek-ken. Dann ist die Absicht wohl doch gründlich danebengegangen.

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