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Ländle ohne Landesgalerie

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Das ehemalige provisorische Regierungsgebäude in Bregenz wird geräumt: Im Sitzungssaal lehnt ein lichtvolles Bild von Fritz Krcal am andern, und hinter einem wilden Blumenstilleben Otmar Burtschers schaut herbstlich ein Martin Häusle hervor.

Den Aufgang des Vorarlberger Landesmuseums zieren Quadrate mit Landschaftsstücken von sehr unterschiedlicher Qualität. Direktor Elmar Vonbank erinnert sich sehr gut an die Zeit, in der er jedes Bild, das für die Kunstsammlung des Museums ange- kauft werden sollte, in die Landesregierungssitzung tragen mußte.

Der Peinlichkeit, Ausgewähltes wieder abholen lassen zu müssen, ist er seit dem Kulturförderungsgesetz von 1974 durch eine Kommission enthoben, der heuer 340.000 Schilling für Ankäufe von lebenden Künstlern zur Verfügung standen. Aber immer noch hat Vorarlberg nicht das, was im akademielosen Ländle die Kontinuität der Künste sichern, bleibende Maßstäbe setzen, Kunstkäufen eine zu verantwortende Richtung geben würde: eine Landesgalerie, die wohl in der Hauptstadt Bregenz Platz finden müßte.

Schon bei der Eröffnung des Museumsgebäudes hatte Vonbank daran zu erinnern gewagt, als nächstes müsse man an eine solche Galerie denken. Er erntete

mildes Lächeln. Die seitherigen Ankäufe könnten zusammen mit dem überlieferten Kunstbestand des Museums den Grundstock für eine künftige Schausammlung bilden, die keine noch so ernstzunehmende Privatgalerie ersetzt. Es wurden der Angelika Kauff- mann—Bestand erweitert und das

gesamte Oeuvre des Dornbirners Edmund Kalb (1900 -1952) erworben.

Wolf Huber, bekanntlich aus Feldkirch gebürtig, könnte einen Schwerpunkt bilden; Barockplastiken eines Erasmus Kern sind schon jetzt im dritten Stock des Museums zu sehen. Von Rudolf Wacker heißt es, man müsse nach Wien fahren, um ihn kennenzulernen.

Nachdem Subventionskäufe nach dem Gießkannenprinzip der Wahrheitssuche von Malern und Bildhauern nicht förderlich sind, nachdem die „Berufsvereinigung der bildenden Künstler“ unter Direktor Hans Vogel im Palais Thum und Taxis ihre Mitglieder ausstellen lassen und Wanderausstellungen nach Bregenz bringen, aber nicht selbst Kunst sammeln kann, müßte eine Landesgalerie dafür sorgen, daß die Bilder Fritz Krcals im Land bleiben. Es müßte die einfache For

mensprache des Dilettanten Burtscher ebenso zu der Geltung kommen, die sie verdient, wie von den Plastiken Herbert Albrechts und Walter Salzmanns das Beste zu sehen sein sollte. Der Radierer Armin Pramstaller dürfte nicht in Ostösterreich bekannter sein.

Walter Khüny, der auf vielen Klavieren spielende, Hubert Berchtold mit dem großzügigen Schwung der rechten Hand, müßten präsent sein, ebenso Leopold Fetz, der gerade in Götzis Reisebilder aus drei Jahrzehnten ausstellt.

Auf die neue Generation müßte ein waches kritisches Auge fallen. Die Landesgalerie müßte eine Institution sein, der man Nachlässe und Leihgaben anvertrauen kann, und sie dürfte schließlich um des überregionalen Maßstabs willen auch vor gelegentlichen Ankäufen von Bildern nicht zurückschrecken, die jenseits von Rhein, See und Arlberg entstanden sind.

Im neuen, von Wilhelm Holzbauer gebauten Landhaus wird ein Gang als Informationsgalerie gestaltet — ein Provisorium, das vermutlich die Dringlichkeit einer eigenen Landeskunstsamm- lui^g wieder für eine Zeitlang vergessen läßt. Darunter wird die künstlerische Substanz Vorarlbergs auf die Dauer leiden und damit, wenn Kunst nicht unverbindlicher Schein, sondern Ausdruck der Gegenwartsbewältigung ist, das Land als ganzes.

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