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Land mit Zukunft

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Traum und Wirklichkeit in Wien“ hat den Pazifik nie erreicht: die Ausstellung reiste nach Paris und nach New York, aber nicht nach Kalifornien. Sie wurde in Los Angeles nicht gezeigt, in dieser nach europäischen Begriffen jungen Stadt, die über Nacht ein wirtschaftlicher Riese gewoi*-den ist und jetzt nach Bildung und kultureller Bereicherung strebt.

Franz Cede, neu ernannter österreichischer Generalkonsul für die US-Westküste, ist ent-

schlossen, diesem Bedürfnis abzuhelfen. Er und sein Kulturattache Hugo Schally haben vor, in Los Angeles neue Begeisterung für österreichische Kultur zu wecken. Als Alternative zu „Traum und Wirklichkeit“ schwebt ihnen eine Wien—Los An-geles-Ausstellung vor, ein Vorschlag des Architekten Hans Hollein. Das Ereignis ist vorläufig für 1991 geplant und soll dem Werk solch prominenter Österreicher wie Rudolf Schindler, Richard Neutra, Arnold Schönberg, Erich Korngold, Franz Werfel, Billy Wilder, Otto Preminger und Fritz Lang sowie neuerer österreichischer Emigranten einen würdigen Rahmen bieten.

„Natürlich wollen wir die herzlichen Beziehungen zu unserer älteren Immigrantengemeinde hier weiterhin aufrechterhalten“, erklärt Franz Cede, „aber wir müssen auch für die Zukunft bauen. Wenn wir jetzt nicht anfangen, die Fackel weiterzugeben, dann wird in ein paar Jahren niemand mehr übrig sein, der es tut.“

Franz Cede und Hugo Schally wollen jüngere österreichische Immigranten ansprechen, Akademiker zwischen dreißig und fünfzig, die in Kunst, Wirtschaft und Politik bereits Schlüsselpositionen einnehmen. „Es ist außerdem sehr wichtig“, sagt Cede, „außer mit diesen Österreichern auch mit maßgebenden Amerikanern ein nahes Verhältnis herzustellen“, mit jenen ebenfalls Dreißig- bis Fünfzigjährigen, die über die Klischeevorstellungen von Mozart, Lipizzanern und Apfelstrudel hinaus sich österreichischer Kultur mehr und mehr bewußt geworden sind. „Wir müssen alles tun“, sagt er, „um für ein modernes Österreich zu werben. Mozart braucht keine Reklame.“

Sein Verwaltungsgebiet reicht von der mexikanischen Grenze bis Alaska und von Colorado bis Hawaii, doch die Belegschaft des Konsulats ist begrenzt. „Deshalb müssen wir mit unseren Energien haushalten“, sagt Franz Cede. „Wir konzentrieren sie auf den Bereich, wo sie die größte Wirkung erzielen.“ Laut Hugo Schally „sind wir hauptsächlich in Los Angeles aktiv. Hier können wir den Dingen nachgehen und alles aus nächster Nähe verfolgen.“

Beide Diplomaten haben den Wunsch geäußert, Vorlesungen zu halten, an Podiumsdiskussionen teilzunehmen und, wie Cede sagt, „uns unserer Umgebung gegenüber besser auszudrücken. Wir

repräsentieren hier Österreich. Das kann man nur, indem man aktiv ist und am öffentlichen Leben dieses Landes teilnimmt.“

Die beiden Diplomaten bemühen sich auch regelmäßig, zeitgenössischen österreichischen Malern und Bildhauern, Musikern, Filmemachern und Bühnenautoren einen Platz zu schaffen. Vor kurzem gab Franz Cede einen Empfang für österreichische Galerien, die an der „Art Los Angeles“ teilgenommen haben, einer Kunstmesse, die auch Werke bekannter österreichischer Künstler wie Walter Pichler, Hubert Schmalix, Arnulf Rainer und Christian Ludwig Attersee gezeigt hat.

Während der nächsten sechs Monate wird der Generalkonsul drei andere wichtige Ereignisse koordinieren helfen. Im März findet an der University of Southern California ein vom Max Kade-In-stitut gefördertes österreichisches Filmfestival statt, bei dem zehn Filme vorgestellt werden. An der Veranstaltung nehmen unter anderen Robert Dornhelm, der in Los Angeles lebende österreichische Regisseur, sowie Leon Askin, der in Wien geborene amerikanische Schauspieler, teil.

Später im Frühling präsentiert das Jewish Welcome Service Vienna die Ausstellung „Heritage and Mission: Jewish Vienna“, eine Dokumentargeschichte über die

Beiträge der jüdischen Gemeinde zum österreichischen Leben.

Im Mai veranstaltet das in New York beheimatete österreichische Kulturinstitut in der kalifornischen Stadt Riverside ein Symposion für zeitgenössische österreichische Literatur. Gastgeber des Symposions ist der Germanist Donald Daviau, nebstbei Gründer eines kleinen Verlages, der die Englisch sprechende Leserschaft mit zeitgenössischen österreichischen Werken bekannt machen soll.

Franz Cede betrachtet Donald Daviau und Cornelius Schnauber vom Max Kade-Institut als hervorragende Partner, um Österreichs Kultur den akademischen und intellektuellen Gemeinden in Südkalifornien näherzubringen. Doch auf diese beiden wichtigen Gruppen einzuwirken, ist ihm nicht genug.

„Vielleicht gelingt es, in Los Angeles ein österreichisches Institut einzurichten, wo man jederzeit ein kleines Konzert oder eine Ausstellung organisieren oder Gäste für einen Vortrag empfangen könnte. Ich weiß, daß wir in absehbarer Zeit wohl kaum das Budget für so ein Unternehmen haben werden. Aber ich habe auch herausgefunden, daß Finanzierung in Los Angeles nicht das größte Problem ist, wenn man eine gute Idee hat und mit den richtigen Leuten zusammenkommt.“

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