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Lawrence— eine arme Seele

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T. E. Lawrence: so der nüchterne Original-Titel. Nüchtern hat Desmond Stewart nach der leidenschaftlichen Lawrence-Biographie von Richard Aldington das

Leben dieses Unglücklichen erforscht, der ein Mythos geworden war.

Lawrence hat seine Geschichte selbst erfunden: seine führende Rolle im Aufstand der Araber gegen die Türken im Ersten Weltkrieg. Er hat sein Leben stilisiert, sehr sorgfältig, ein Literat von hohen Graden. Er, der „kleine Kerl", „der kleine Lawrence", wie ihn englische Vorgesetzte nannten, lebte von seinen Täuschungsmanövern.

Lawrence über die Araber: „Der Guerillakrieg ist wie für sie gemacht." Stewart vertritt die These: der türkische Nationalismus stammt von westlichen Juden, der arabische von libanesischen Christen. Import also, Gift.

Lawrence lebte in einem ungeheuren Selbsthaß, ererbt von seiner Mutter, er war Puritaner, der sich nach f lek-kenloser Reinheit sehnte und seine Homosexualität als schwere Belastung empfand.

Nach England heimgekehrt, quält ihn das Schuldgefühl: „Wäre ich ein ehrlicher Ratgeber der Araber gewesen, hätte ich ihnen geraten, heimzukehren und nicht ihr Leben für solches Zeug (wie britische Versprechungen) zu riskieren."

Es muß wohl nicht besonders vermerkt werden: die. Geschichte des unglücklichen Lawrence ist auch eine Vor-Geschichte der heutigen so unseligen Geschichte Palästinas.

Churchill hat Lawrence bewundert, in dem er einen Verwandten ersah: als großen Abenteurer. — Ja, er hätte General werden können, er stirbt als Soldat mit fremdem Namen bei einem unaufgeklärten Motorrad-Unfall. Ein Gescheiterter. Ein großer Schriftsteller. Eine arme Seele.

LAWRENCE VON ARABIEN. Magier und Abenteurer. Von Desmond Stewart. Heyne Biographien, Wilhelm Heyne Verlag, München 1982. TB., öS 97,50.

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