7212023-1992_34_13.jpg
Digital In Arbeit

Lebendiger Kulturbezirk St. Pölten

Werbung
Werbung
Werbung

Ende Mai startete die NÖ Landeshauptstadt Planungsgesellschaft (NÖPLAN) ein zweistufiges Gutachterverfahren zum künftigen St. Pölt-ner Kulturbezirk, der das Neue Landhaus - mit dessen Realisierung Anfang September begonnen wird -harmonisch an den historischen Stadtkern anbinden soll. Anerkannte Architekten sowie Architektengruppen aus Österreich - wie Wilhelm Holzbauer (Wien), Anton Schweighofer (Wien), Hans Hollein (Wien), Franz Fehringer (Mistelbach) sowie das Team Wolfgang Pfoser/Helmut Haiden (St. Pölten) -, aus den USA und aus der CSFR wurden zur Konzeption des neuen Kulturbezirks eingeladen. Im Frühherbst 1992 werden die Wettbewerbsergebnisse dieser ersten Planungsstufe, in der eine Sonderausstellungshalle sowie ein Festsaal mit Leitfunktion „Konzertsaal" vorgesehen sind, durch eine unabhängige internationale Jury unter dem Vorsitz des Münchner Architekten Christoph Sattler beurteilt.

Der künftige Kulturbezirk, für den 500 Millionen Schilling zur Verfügung stehen, soll neben der Sonderausstellungshalle und dem Konzertsaal das NÖ Landesmuseum, die Landesbibliothek sowie ergänzende kulturelle Einrichtungen wie Galerien, Ateliers oder eine Cafeteria umfassen und voraussichtlich mit der Jahrtausendwende fertiggestellt sein.

Das hervorstechendste Bauwerk des künftigen Kulturbezirks wird das NÖ Landesmuseum sein - in vier Teilbereiche untergliedert: die NÖ Landesgalerie, das „Haus der Natur", das zeitgeschichtliche Museum und das „Museumslabor".

Landesausstellung 1996

Die NÖ Landesgalerie soll namhafte Werke von der Kunst der Donauschule bis zur Gegenwart sowie wesentliche Objekte des 20. Jahrhunderts enthalten. Geplant ist, Werke, die bisher noch in Depots lagerten, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Das „Haus der Natur" wird die schon bestehende Sammlung in erweiterter Form präsentieren. Die Ergänzungen sollen dem Besucher ein benützer-freundliches und eindrucksvolles Museum bieten. Unter anderem sollen für Niederösterreich charakteristische Lebensräume dem Museumsbesucher „erlebbar" gemacht werden, Lebensräume wie etwa eine Au wer-

den realistisch nachgebaut.

Der Grundgedanke des zeitgeschichtlichen Museums ist, Gegenwärtiges für die Zukunft zu bewahren; und - ausgehend von Niederösterreich - eine österreichische sowie eine europäische Zeitgeschichte zu präsentieren. Nicht nur Ereignisgeschichte, sondern auch Kultur- und

Mentalitätsgeschichte sollen in ihm seinen Platz haben.

Das „Museumslabor" soll koordinierende, innovative Funktion haben, und für das gesamte NÖ Landesmuseum als eine Art „Denktank" in den Teilbereichen Geschichte, Kultur, Naturgeschichte wirken. In Form von länger- oder mittelfristigen Ausstel-

lungen und Aktionen sollen die Forschungsergebnisse anschaulich in künstlerischer und ästhetischer Form präsentiert und dokumentiert werden.

Die Sonderausstellungshalle soll -wie das Neue Landhaus - bis zum Jahr 1996 fertiggestellt werden. Mit der Niederösterreichischen Landesaustel-lung 1996 zum Thema „1000 Jahre

Ostarrichi - Österreich - Austria" soll sie eröffnet werden.

Der Festsaal mit der Leitfunktion „Konzertsaal" stellt bundesweit eine große Herausforderung für Planer, Musiker und Publikum dar. Seit der Eröffnung des Bruckner-Hauses 1974 in Linz ist in Österreich kein Konzertsaal mehr gebaut worden. Das Klang-Ergebnis der Bruckner-Halle wird vom Orchester der NÖ Tonkünstler als dürftig bezeichnet, für den Bau des neuen Konzertsaales in St. Pölten haben sie ein Anforderungsprofil erstellt, an dem sich die Planer orientieren werden.

Ausbau der „Bühne im Hof"

Nach einem Arbeitsgespräch mit den NÖ Tonkünstlern erklärte NÖPLAN- Vorsitzender Norbert Steiner, daß der eigentliche Konzertsaal nicht mehr als zwölf Meter hoch sein dürfe und, daß die Bühne auf zwei Ebenen variierbar sein solle. Außerdem werde ein eigener Saal für Kammermusik gewünscht. Eingeplant sind bereits getrennte Garderoben für Streicher, Blechbläser, Holzbläser, Chor und Solisten, was für das Einspielen vor den Konzerten einen großen Vorteil bietet. Weiters sollen genügend Probenräume im Gebäudetrakt anschließend an den neuen Konzertsaal zur Verfügung stehen, ebenso Raum für das Büro der NÖ Tonkünstler.

Die NÖ Landesbibliothek wird in den neuen Kulturbezirk übersiedelt, ausgeweitet und benützerfreundlicher gestaltet werden. Sie soll auch als Dokumentationsbibliothek für den Landtag dienen.

Geplante Galerien, Ateliers und eine Cafeteria sollen den Kulturbezirk zu einem lebendigen Viertel machen, in dem auch abends etwas los ist.

Im Zuge der Entstehung des neuen Kulturbezirks ist auch der Um- und Ausbau der „Bühne im Hof in der Linzerstraße unweit des künftigen Kulturbezirkes geplant. Diese Räumlichkeiten werden vergrößert, der Hof soll überdacht werden. Dieser Veranstaltungsraum wird für Klein- und Alternativkunst zur Verfügung stehen. Einen Schwerpunkt soll auch das Tanztheater bilden, wo man internationale Produktionen nach St. Pölten bringen möchte. Derzeit können aus Platzgründen Tanztheater-Aufführungen dort nicht stattfinden.

Zur künstlerischen Ausgestaltung des Regierungsviertels findet ab Herbst 1992 ein mit 41 Millionen dotierter zweistufiger öffentlicher Wettbewerb statt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung