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Lebendiges Miteinander

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„Kirche als Communio“ ist in diesem Jahr das Motto des Ordenstages, und man ist versucht zu denken, es könnte hier unter „Communio“ einzig die Kommunität der Orden gemeint sein. Aber es geht hier um weit mehr, und gerade dieses Mehr zeigt den Wandel im Selbstverständnis der Orden seit dem II. Vaticanum.

Communio: Das will der Generalsekretär der österreichischen Superiorenkonferenz, P. Leonhard Gregotsch, verstanden wissen als das „lebendige Miteinander des Volkes Gottes in einer gotterfüllten Welt“.

Das „Volk Gottes“ wird nun nicht mehr als Zweiklassen-Gemeinschaft verstanden. In der „Konstitution über die Kirche“ heißt es eindeutig, „daß alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und zur vollkommenen Liebe berufen sind.“

Für diese Sicht des Volkes Gottes hat erst das II. Vaticanum die Augen geöffnet, hat die Gleichwertigkeit der Berufungen herausgestellt, ohne dadurch die besondere Berufung zum Ordensstand abzuwerten.

Um die Gedanken des Konzils gerade in bezug auf das Ordensleben weiterzuführen, wurde ein Jahr nach dem Ende des Konzils der erste „österreichische Ordenstag“ einberufen. Es war ein Novum, daß sich die Vertreter sämtlicher Ordensgemeinschaften, der Männerorden wie der Frauenorden, zu Gebet und Beratungen zusammenfanden.

Das Grundsatzreferat dieser ersten „Festversammlung“ am 8. November 1966 befaßte sich mit den „Ausführungsbestimmungen zum Dekret .Perfectae Caritatis des II. Vatikanischen Konzils über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens im Hinblick auf die kommenden österreichischen Diözesansynoden“.

Am 28. Oktober 1965 war dieses Dekret feierlich verkündet worden. Es konnte nur Ansatzpunkte bieten, konnte nicht mehr als ein Skelett sein, daß dann in der nachkonziliaren Phase in detaillierter Kleinarbeit zu einem lebendigen Körper ausgebaut werden sollte.

Um bei den Diözesansynoden bereits auf verschiedene Akzente dieser Arbeit hinweisen zu können, befaßte sich der Ordenstag 1966 mit den „Problemen des Ordenslebens nach dem Konzil“, und der Ordenstag 1967 war dem Thema gewidmet: „Die Orden und die Kirche in der heutigen Zeit.“

So wurde 1968 bei der Synode das neu verstandene Bild der Orden sichtbar. Waren früher die Ordensgemeinschaften auf ihre Eigenständigkeit bedacht gewesen, so konnte nun daran gegangen werden, die Dienstleistungen der Orden intensiv in die Diözese zu integrieren. Im Konzilsdekret wird ja ausdrücklich verlangt, daß die Ordensinstitute „auf den Nutzen der Gesamtkirche und der Diözesen schauen sollen“.

Seit 20 Jahren hat der jährliche Ordenstag seinen festen Platz in der Gegenwartsgeschichte der Orden. Er hilft dazu, den schwierigen Prozeß der Erneuerungen zu meistern, einer Erneuerung, die in vielem ein Umdenken erfordert, „denn die Anpassung des Ordenslebens an die Erfordernisse unserer Zeit darf sich nicht in Äußerlichkeiten erschöpfen“, verlangt das Konzilsdekret.

Der diesjährige Ordenstag am 26. November mit Eucharistiefeier in Konzelebration mit Weihbischof Florian Kuntner, mit Vorträgen des Theologen Johannes Singer aus Linz, mit Gruppenarbeit und Meditation ist das Zentrum der Herbsttagung. Am 24., 25. und 27. November finden die Konferenzen der großen Ordensreferate statt: des Krankenreferats und der Referate für Mission, Schule und Wirtschaft.

In jedem Jahr gibt der Ordenstag eine Standortbestimmung, eine Besinnung auf das Wesentliche, auf das Wirken in einer Welt, die das Ordensleben in Frage stellt, aber die Dienste der Orden erwartet.

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