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Lebensarchitektin

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Aus gutbürgerlich-musischem Haus -ein Adelsprädikat war von Vorfahren einst abgelehnt worden - war die heute 96jährige Margarete Lihotzky unter den ersten Frauen, die an der Hochschule für Angewandte Kunst und der Technischen Hochschule studierten. Nicht mehr private Bauherren galt es nach 1918 zu befriedigen, sondern das Wohnungselend zu lindern.

Als erste erforschte sie die Wohnbedürfnisse der Arbeiter und berufstätiger Frauen. Ihre durchkalkulierte „Frankfurter Küche” machte sie berühmt und wurde in Deutschland ausgeführt. Ihr Engagement an der aus Wohnungsnot geborenen Siedlungsbewegung erstickte in der damaligen Rathausbürokratie.

Aber die Welt interessierte sich für ihre Ideen. Rußland baute unzählige der „hallenlosen Kindergärten” nach ihren Plänen, Bulgarien und Frankreich genehmigten ihre Projekte, deren Durchführung von neuen Krisensituationen verhindert wurde. 1940 kehrte sie aus der Türkei nach Wien zurück, um den Widerstand gegen den Faschismus zu stärken, wurde prompt verhaftet, und nur die Umwandlung ihres Todesurteils in 15 Jahre Haft rettete ihr das Leben. Nach 1945 erhielt sie in Wien insgesamt vier Aufträge. Die Ideen dieser ungewöhnlichen Frau sind heute aktueller denn je. (Museum für Angewandte Kunst bis 29. August)

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