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Lebensgrundlage Bergwald

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Der Tiroler Wald hat ein Ausmaß von rund 500.000 ha, etwa 39% der Landesfläche sind daher bewaldet. Der weit überwiegende Teil dieses Waldes gehört Agrargemelnschaften und bergbäuerlichen Betrieben, nur etwa 20% der Waldfläche sind Staatswald.

In einem Gebirgsland war der Wald stets mehr als die Summe seiner Bäume, er war immer mehr als nur Rohstoffbasis, er ist dort eine der wichtigsten Lebensgrundlagen: Ohne den Moderator Bergwald geraten die Naturgewalten außer Kontrolle, gefährden Hochwasser, Muren und Lawinen weite Teile des Landes. Rund 50% der Landeswaldfläche hat vorrangig Schutzfunktion zu erfüllen, von Intern Zustand and von ihrem Ausmaß hängt die Sicherheit des Landes ab.

Eine verantwortungsbewußte Landespolitik muß daher die Ergebnisse der Waldschadensinventur mit Besorgnis zur Kenntnis nehmen. 1987 waren 40% der Bäume Im Tiroler Wald nicht mehr gesund, in einzelnen Landesteilen hat das Schadensausmaß schon die 56%-Marke erreicht.

Das Land hat sich zu einer aktiven Forstpolitik entschlossen, es will die Luftschadstoffe als Hauptverursacher weiter drastisch reduzieren. Beim klassischen Waldfeind Schwefeldioxid gibt es hier auch gute Erfolge. In einzelnen stärker belasteten Landestellen konnte die Immissionsbelastung auf etwa ein Drittel des Ausgangswertes reduziert werden. Keine Erfolge gibt es bei der Reduktion von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen, hier versagt auch die landeseigene Vermeidungsstrategie, solange Tirol unter einer maßlosen Transitbelastung zu leiden hat.

Aber nicht nur im eigenen Land verursachte Belastungen treffen unseren Wald, er leidet auch unter einem grenzüberschreitenden Schadstofftourismus. Vor allem der Alpennordrand wird durch Schadstoffexporte aus den europäischen Industrierevieren immer wieder hart bedrängt, anders sind die dort besonders drastischen Waldschäden nicht erklärbar.

Eine drastische Schadstoffreduktion Im eigenen Land und auch in den Nachbarstaaten ist daher das wichtigste Ziel. Gleichzeitig aber wollen wir eine zweite Verteidigungslinie Im Wald aufbauen, indem wir geschwächte und geschädigte Schutzwälder so rasch wie möglich verjüngen. Seit 15 Jahren gibt es in Tirol ein Schutzwaldsanierungsprogramm, in das bisher mehr als 30.000 ha Schutzwälder einbezogen wurden. Mehr als 80.000 ha aber sind ebenfalls sanierungsbedürftig, für diese Waldbestände müssen Projekte und konkrete Finanzierungspläne noch erstellt werden.

Die Landespolitik will sich auch mit einzelnen Schwachstellen in der Landschaft intensiver befassen: Für Jene Schipistenbetreiber, die sich freiwillig einer besonders strengen, zusätzlichen ökologischen Prüfung unterwerfen, hat das Land eine besondere Auszeichnung beschlossen. Es ist ja unbestritten, daß aus dem Wald herausgerodete Schiabfahrten den Oberflächenabfluß bei Starkniederschlägen ungünstig beeinflussen. Durch besonders sorgfältige Begrünung, Wasserausleitung und Randausgestaltung kann hier noch manches verbessert werden. Wir wollen auch damit einen Beitrag zur Sicherheit im Land leisten, und wir sind fest davon überzeugt, das notwendige Verständnis bei den Betreibern zu finden.

Das Prinzip der Verantwortung haben wir übrigens immer hoch bewertet, kein anderes Bundesland kennt wohl so viele Beispiele freiwilliger Umweltverbesserung. Im Rahmen der Aktion „Grüner Zweig“ konnten in den letzten Jahren zahlreiche und namhafte Industriebetriebe ausgezeichnet werden. Die Hälfte unseres Heizöl-schwer-Verbrauches In Tirol entfällt auf besonders schwefelarme Qualitäten, und ein Großteil davon wird freiwillig eingesetzt - ein deutliches Zeichen unternehmerischer Verantwortung.

Der Wald Ist ein Gut, das vielen Generationen gemeinsam gehört. Dieses Gut zu schützen und zu pflegen ist eine der größten Umweltaufgaben unserer Zelt, der Erfolg der Landespolitik wird auch daran gemessen werden.

Landesrat Ing. Hermann Ennemoser

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