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Lehren aus der Krise

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Resistent gegen die Launen der Konjunktur will Landesrat Leitl Oberösterreichs Wirtschaft machen. Er setzt auf Technologie und Bildung.

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Resistent gegen die Launen der Konjunktur will Landesrat Leitl Oberösterreichs Wirtschaft machen. Er setzt auf Technologie und Bildung.

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Für die Probleme, die derzeit in ganz Europa vorherrschen, gibt es viele Zeitzeugen. Der Daimler-Konzern, bisher Symbol deutscher Qualitätsarbeit, wirtschaftlicher Potenz und technischer Perfektion hat Probleme, Volkswagen will die Vier-Tage-Woche einführen und Betriebsstandorte schließen. Wohin man schaut: Uberall werden Kosten gesenkt und Betriebsstandorte in Niedriglohnländer verlegt.

Auch in Oberösterreich wurden Betriebsstandorte geschlossen. Sei es, um im ehemaligen Osten günstiger produzieren zu können, sei es, um „zu den Kunden zu gehen", wie es beispielsweise bei Telefunken in Steyr der Fall war.

Den hohen Kosten jedoch die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre zu billig. Die überschäumende Konjunktur der vergangenen Jahre hat viel zugedeckt. Umso heftiger sind vielleicht jetzt die eigentlichen strukturellen Wunden aufgebrochen.

Österreich ist ein Hochlohnland. Das soll es auch bleiben. Sozialabbau und Lohnkürzungen können nicht

das Ziel sein. Auch Ankurbelungspakete, Entschuldungsmaßnahmen oder Staatszuschüsse würde bedeuten, Antibiotika zu verabreichen, um die Krankheit in den Griff zu bekommen, nicht aber die Krankheitsherde selbst zu bekämpfen. Unsere Wirtschaft braucht eine moderne Strukturpolitik und einen neuen offensiven Schub. Das bedeutet: Klotzen statt kleckern, konzentrieren auf Schlüsselbereiche statt Gießkannenprinzip.

Um halbwegs resistent gegenüber den Launen der Weltkonjunktur zu werden, muß High-Tech her. Das bedeutet: bestens ausgebildete Mitarbeiter, gute Infrastruktur und Vorrang für Forschung und Entwicklung. Nicht importiertes Know-how, sondern selbst erdachtes, erforschtes.

In Oberösterreich werden Menschen statt Maschinen - also die Aus- und Weiterbildung - gefördert. Unsere Beschäftigten gehören schon heute zu den besten. Das sagt auch der Chef von BMW in Steyr, wo derzeit das vierte Motorenwerk errichtet wird. Die Produktivität in Steyr gehört zu den höchsten aller BMW-Standorte.

Als Schwerpunkte der Aus- und Weiterbildung in Oberösterreich sind zu sehen: Vorbereitungslehr-

gänge für eine Fachhochschule in Wels (automatisierte Anlagen- und Prozeßtechnik) und Hagenberg (Software-Engineering), die bereits in diesem Herbst begonnen haben, neue Studienangebote an der Linzer Universität (Mechatronik, Handelswissenschaft oder das Superstudium mit der Kombination BWL/Jus) und eine vom Land auch finanziell unterstützte aktive Arbeitsmarktpolitik, die durch Umschulung zur Höherqualifizierung beiträgt, oder eine bessere Aus- und Weiterbildung für unsere Lehrlinge.

Auch im Technologiebereich kann Oberösterreich auf wertvolle Pfeiler zählen: Im ganzen Land entstehen Technologieknoten, die Arbeiten für eine Computeruniversität laufen noch, und es wurden spezielle Förderungsaktionen geschaffen, die bei der Höherpositionierung unserer Wirtschaft mithelfen sollen.

Durch den Modellversuch Forschungstransfers wird die Zusammenarbeit zwischen Universität und Unternehmen forciert, im Technologie- und Marketing-Impuls-Programm werden materielle und immaterielle Technologieinvestitionen

gefördert. Hilfe vom Land gibt es auch bei der Einführung von Qua-litäts-Sicherungs-Systemen, was gerade für die oberösterreichische Wirtschaft, die pro Kopf mehr exportiert als Japan oder die USA, ganz wesentlich ist.

Als Sieger im Wettbewerb der Standorte wird unter den europäischen Ländern mit ähnlichen Lohn-und Gehaltsstrukturen nicht jenes Land hervorgehen, das die höchsten Förderungen zahlt. Längst zählen andere Werte: Ein wichtiges Argument, wenn es um neue Betriebe oder Erweiterungen geht, ist eine schlanke Bürokratie. Wenn sich ein Verfahren über Jahre hinzieht, wundert es nicht, wenn Unternehmern der Kragen platzt und sie sich woanders umschauen. Deshalb bemühen wir uns um Verfahrensverkürzungen. Bei Betriebsanlagengenehmigungen, beim „vereinfachten Verfahren" oder bei Umwidmungen konnten bereits große Zeit- und Kosteneinsparungen realisiert werden.

Schließlich braucht eine moderne Wirtschaft Verbindungen statt Isolation. Verbindungen durch Schiene, Straße, Wasserstraße oder Luftwege für enge Beziehungen zu unseren Haupthandelspartnern: den Ländern der Europäischen Gemeinschaft.

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