(Salzburger Festspiele, „Dantons Tod“ von Georg Büchner) Der dreifachen Belastung, mit der das Drama Büchners ausgestattet ist, enträt in auffälliger Weise diese sehr schöne, sehr gediegene, alle Häßlichkeit unterdrückende Inszenierung Rudolf Noeltesim Landestheater. Es fehlt das existentielle Gewicht samt der Absurdität, dem „Asyl im Nichts“, wie das Danton bezeichnet; es fehlt die Schicksal- haftigkeit, die wie bei Sophokles oder Grillparzer in diesem Büchner- Stück sich zwischen Freiheit und Notwendigkeit der Geschichte angesiedelt hat; und es fehlt schließlich auch die feinere Ziselierung der Charaktere, die bei Büchner fast wie aus dem Protokoll eines Psychoanalytikers geschildert werden.
An einem Punkt gewinnt dieses Existenz-, Schicksals- und Seelendrama die von Büchner angestrebte Dimension ganz außerordentlich: in dem kaum zwei Minuten währenden Auftritt der beiden Herren und dem Schlüsselsatz bei der Umgehung einer Pfütze: „... die Erde ist eine dünne Kruste; ich meine immer, ich könnte durchfallen . ..“. Von hier aus wäre Maß zu nehmen gewesen.
Noelte hat es jedoch anders gewollt und eine wunderschöne Aufführung inszeniert, in der das elegante Bühnenbild Walter Dörflers den Schwung des Stückes, der von Büchner mit den vielen kurzen Bildern ohnehin immer wieder unterbrochen wird, mit den Umbauphasen noch markanter zerstückelt.
Zwischen Götz George als sehr müdem Danton und dem verklemmten und deswegen so akkuraten Moralisten Robespierre Heribert Sasses pendeln alle Szenen. Daß die vielen Rollen, auch kleinere Nebenrollen, hochrangig besetzt sind - wie etwa Payne mit Will Quadflieg oder Herman mit Gert Westphal - läßt manchen Mangel an Erfahrung der TV-Schauspieler am „Tatort“ Bühne umso deutlicher hervortreten.
Die Kraft des Büchnerschen Theaters leidet fast vier Stunden an der Schönheit der Noelteschen Inszenierung.