6883089-1979_16_14.jpg
Digital In Arbeit

Leistungsgruppen in der Grundschule

Werbung
Werbung
Werbung

Auch der Schulversuch „Fremdsprachliche Vorschulung“ soll den Ubertritt in weiterführende Schulen erleichtern. Ab der 3. Stufe werden grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten im Gebrauch einer lebenden Fremdsprache vermittelt. Das Unterrichtsausmaß in Englisch oder Französisch beträgt eine Wochenstunde, nach Möglichkeit auf zwei Halbstunden aufgeteilt.

Der kürzlich verstorbene Hofrat Rudolf Zörner (VP), Mitglied der Schulreformkommission, sprach sich grundsätzlich für die gesetzliche Verankerung dieses Versuches aus; allerdings müßten zwei Voraussetzungen erfüllt werden: die nötige Anzahl der fremdsprachlich geschulten Lehrer zum einen, zum zweiten mindestens die doppelte Anzahl der fremdsprachlichen Unterrichtsstunden.

Eine Vorstufe zum Leistungsgruppensystem des Schulversuches „Gesamtschule“ (siehe FURCHE Nr. 10, 7. März 1979) bildet der Versuch „Differenzierung in der 4. Volksschule“. Er wird in zwei Gruppen geführt: Einerseits werden aus den Schülern der jeweüigen 4. Volksschulklassen für einen Teil der wöchentlichen Mathematik-, Rechtschreib- und Lesestunden Leistungsgruppen gebildet. In den verbleibenden Stunden dieser Gegenstände sowie allen anderen Stunden bleiben die Klassenverbände bestehen. Anderseits bilden sich innerhalb einer Klassengemeinschaft in den erwähnten Gegenständen in Form einer „inneren Differenzierung“ drei Leistungsgruppen.

So umstritten sich das Leistungsgruppenprinzip für die Schule ab der 5.-Stüfe darstellt- die Schüler lehnen es mit wenigen Ausnahmen einhellig ab - so harmonisch erscheint dieses Modell in der Grundschule. Bereits ab der ersten Klasse differenziert der Lehrer: Nach gemeinsamem Unterricht des neuen Stoffes werden die besseren Schüler zu selbständigem Üben an schwierigeren Beispielen motiviert; der Lehrer gewinnt Zeit für die Schwächeren. Er wiederholt den Lehrstoff mit ihnen und gibt darüberhinaus Hilfestellung für Übungen.

So entwickeln sich Leistungsgruppen: ein einheitliches Schulbuch mit Beispielen unters chiedli-^ cheh Schwierigkeitsgrades (a, B, c) er-“ leichtert dies; das Wechseln in eine andere Gruppe kann jederzeit erfolgen. Sobald sich das Kind von selbst den schwierigen Beispielen zuwendet, wird der Lehrer die Umstufung vollziehen.

Die engagierte und aufgeschlossene Direktorin einer Grundschule im 3. Wiener Gemeindebezirk bezeichnet dieses Modell als eine ideale Form eines kindernahen Unterrichtes. Der Schüler werde seinem Niveau entsprechend zum Erfolg geführt: „Und was verursacht größere Motivation als das Erfolgserlebnis?“

Die März-Ausgabe von „Psychologie heute“ veröffentlicht erstmals die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung über die Ursachen von „Schüler-Faulheit“. Der Autor, Diplompsychologe Uwe Jörg Jopt von der Pädagogischen Hochschule Bielefeld: „Der faule Schüler ist in einer für ihn ausweglosen Situation: Einerseits fehlt ihm der Glaube an seine Fähigkeiten, andererseits hat er schon schlechte Leistungen erbracht. Die Folge: Ergibt auf, denn er glaubt nicht mehr an einen Erfolg, auch wenn er noch so fleißig wäre.“

Und weiter: „Erfahrungsgemäß sind leistungsschwache Schüler besonders vom Verhalten des Lehrers abhängig, daher sollten sowohl Lehrer wie auch Eltern sich bemühen, dem Kind durch leichtere Aufgaben zu Erfolgserlebnissen zu verhelfen, damit der Schüler vor allem wieder lernt, Vertrauen zu sich selbst zu finden.“ Die differenzierte Grundschule könnte ein Schritt in diese Richtung sein.

Immer größer wird in Österreich die Zahl der schulpflichtigen Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache. Um diesen die Integration in die Klassen- und Schulgemeinschaft zu erleichtern und um die Grundlage für eine erfolgversprechende Teilnahme am Pflichtschulunterricht zu liefern, wurde ein unterrichtsbegleitendes deutsches Sprachtraining in kleinen Gruppen von 8 bis 12 Kindern eingeführt. Der Besuch der Förderkurse ist freiwillig, es können Schüler verschiedener Klassen und Schulstufen daran teilnehmen.

Einem zwischenstaatlichen Abkommen mit Jugoslawien und der Türkei zufolge wird darüberhinaus für türkische, serbische, kroatische wie auch für slowenische und mazedonische Kinder als Schulversuch ein freiwilliger Unterricht in der jeweiligen Muttersprache angeboten.

Die Sondervertragslehrer stellen im übrigen eine menschliche Brücke zwischen den ausländischen Kindern und deren Eltern einerseits und den österreichischen Lehrern anderer, seits her.

(Die bisherigen Beiträge dieser Serie erschienen in den Nummern 10(17. März) und 14 (4. April). Weitere Beitrüge folgen.)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung