Demokratie in Gefahr
In Deutschland wird gegen einen Staatsstreichversuch der „Reichsbürgerbewegung“ ermittelt. Hierzulande legt die FPÖ in Umfragen zu und zu. Ein bedrohliches politisches Sittenbild.
In Deutschland wird gegen einen Staatsstreichversuch der „Reichsbürgerbewegung“ ermittelt. Hierzulande legt die FPÖ in Umfragen zu und zu. Ein bedrohliches politisches Sittenbild.
Während sich Politik und Medien hierzulande am „Schengen-Veto“ Österreichs abarbeiten und sich als Experten einer komplexen EU-Materie gerieren (wie falsch das alles ist, stellt Stefan Brocza auf Seite 11 dieser FURCHE dar), gerät die wirkliche Gefahr für die Demokratie flugs aus dem Blick.
Dabei hatte vor nicht einmal einer Woche die große Razzia in Deutschland, die bei
der „Reichsbürgerbewegung“ konkrete Vorkehrungen für einen Staatsstreich zum Vorschein brachte, auch hierzulande Furore gemacht. Nicht nur, dass diesbezüglich auch in Österreich Hausdurchsuchungen und gar eine Verhaftung stattfanden: Auch hierzulande spielen die rechten Verschwörungserzähler(innen) längst eine besorgniserregende Rolle.
Dieser Tage hat Christian Kreil, Blogger auf derstandard.at, in seiner Kolumne dargestellt, wie elaboriert auch in Österreich die „Staatsverweigerer“ schon agieren. Und dass der rechtsextreme, antisemitische Online-TV-Kanal Auf1 von Oberösterreich aus auf Expansionskurs geht – nun auch nach Deutschland, sollte ein weiteres Alarmzeichen sein. Jetzt hat bei Auf1 noch eine bekannte Schauspielerin und Moderatorin angeheuert: Das gibt der verschwörungserzählerischen Plattform einen zusätzlichen Anstrich an Seriosität.
All das ist Teil einer rechtsextremen Krake, welche die Demokratien diesseits wie jenseits des Atlantiks bedroht. Es sind vergleichbare Ideologien, welche die bei der Kapitolserstürmung am 6. Jänner 2020 federführenden „Proud Boys“ in den USA und die Staatsverweigerer- bis Coronaleugner-Szene mitten in Europa verbinden (vgl. auch Asher Biemann auf Seite 9 dieser FURCHE).
Verantwortung der politischen Akteure
Das österreichische Spezifikum in dieser globalen Lage ist, dass eine Partei, die derartigem Gedankengut jedenfalls nahesteht, im Parlament sitzt. Es stimmt natürlich, dass es auch in Deutschland mit der AfD eine vergleichbare politische Kraft im Deutschen Bundestag gibt – eine Ex-Abgeordnete dieser Partei gehört ja zu den beschuldigten Reichsbürgerinnen der jüngsten Razzia; aber die AfD steht jedenfalls zurzeit nicht an der Schwelle politischer Machtergreifung.
Das ist bei der österreichischen Schwesterpartei FPÖ leider ganz anders. Jüngste Umfragen legen sogar nahe, dass diese Partei bei einer Wahl mit gut 25 Prozent sogar den ersten Platz erringen könnte. Dass das – auch angesichts der Erfahrungen der letzten Regierungsbeteiligung dieser Partei – geschehen kann, ist äußerst alarmierend.
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