Die zersplitterte Schule
Das österreichische Bildungssystem ist zu kompliziert. Das fördert unnötige Grabenkämpfe und verhindert echte Chancengerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler.
Das österreichische Bildungssystem ist zu kompliziert. Das fördert unnötige Grabenkämpfe und verhindert echte Chancengerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler.
Schulstart mitten im Wahlkampf, diese Chance nutzte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und präsentierte am Montag seine neuesten Pläne. So versprach er mehr Psychologen und Sozialarbeiter zur Bewältigung des Gewaltproblems an Wiener Schulen. Die Ursache verortet er in einer „jahrelangen falschen Integrationspolitik in der Bundeshauptstadt“ – und nicht etwa in jahrzehntelanger falscher Bildungspolitik in ganz Österreich.
Das Gegeneinandersausspielen hat im Bildungssektor Tradition, die Grabenkämpfe sind zahlreich: Bund gegen Landeshauptleute, Stadt gegen Land, Mittelschule gegen AHS, Volksschule in Favoriten gegen Volksschule in der Innenstadt. Dass über Bildung so viel gestritten wird, ist kein Zufall. Was ist der perfekte Nährboden für Konflikt? Man zersplittere eine Gruppe in Untergruppen mit widerstrebenden Interessen. Dann reduziere man ihre Ressourcen, verteile diese ungleich und vergrößere parallel ihre Herausforderungen. Et voilà: Die Teilgruppen stürzen sich in Machtkämpfe, während sie gemeinsame Ziele aus den Augen verlieren.
Würde Niccolò Machiavelli, dem das Prinzip Divide et impera (Teile und herrsche) zugeschrieben wird, einen Blick auf die österreichische Bildungslandschaft werfen, er wäre höchst beeindruckt. Eine grafische Darstellung unseres Schulsystems, die kaum auf eine A3-Seite passt, würde jeden römischen Feldherrn neidisch machen. Unzählige Schultypen ringen bei immer wachsenden Herausforderungen (Digitalisierung, Mentale Krisen, Migration) um schwindende Ressourcen (Pädagogen, Psychologen, administrative Hilfe).
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