Herbert Kickl und die Demos: Wahn und Wirklichkeit

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Ex-Innenminister Herbert Kickl stilisiert sich hetzend zum Anwalt von Freiheit, Grundrechten und Demokratie. Die Politik muss sich davon abgrenzen; und die Demonstrierenden erst recht.

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Ex-Innenminister Herbert Kickl stilisiert sich hetzend zum Anwalt von Freiheit, Grundrechten und Demokratie. Die Politik muss sich davon abgrenzen; und die Demonstrierenden erst recht.

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Es war am 12. März 1421, als in Wien-Erdberg 200 Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Das Verbrechen ging als Wiener Gesera in die Geschichte ein – und wie so oft war ihm eine Verschwörung vorausgegangen: Die Juden hätten konsekrierte Hostien gestohlen, hieß es. Ihre Strafe war der Feuertod.

Fast genau 600 Jahre später marschieren Rechtsradikale und Neonazis durch die Straßen Wiens. Reichsflaggen werden geschwungen, „Sieg Heil“-Rufe sind zu hören. Davor und dahinter tausende Menschen ohne Abgrenzungsbedürfnis, manche mit Kinderwägen, manche in Rollstühlen, viele mit rot-weiß-roten Fahnen. Einzelne tragen Judensterne: Man sei wieder Opfer. Ein Ex-Minister tritt schließlich vor die Menge, spricht von „Impf-Apartheid“ in Israel und einer „Schuld“, die man einlösen werde gegenüber jenen, „die vor uns für die Freiheit gekämpft und dafür ihr Leben gelassen haben.“ Zum Abschluss zitiert er noch Rousseau: „Der Mensch ist frei geboren – und überall liegt er in Ketten.“

Die Szenen, die sich vergangenen Samstag im Namen von Freiheit, Demokratie und Grundrechten in Wien abspielten – und die demagogische Geschichtsklitterung, derer sich FPÖ-Klubchef Herbert Kickl befleißigt –, sind unerträglich.

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