Katholische Kirche: Dogmatische Stehsätze

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Die deutschen Bischöfe holten sich in Rom eine Kopfwäsche. Und gaben nicht klein bei. Von den österreichischen Amtsbrüdern, die demnächst auch beim Papst sind, ist dies nicht zu erwarten.

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Die deutschen Bischöfe holten sich in Rom eine Kopfwäsche. Und gaben nicht klein bei. Von den österreichischen Amtsbrüdern, die demnächst auch beim Papst sind, ist dies nicht zu erwarten.

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In der Stadt Wien ist heuer die Zahl der Katholik(inn)en erstmals geringer als die der Konfessionslosen. In der deutschen Erzdiözese Köln, wo auch zahlreiche kirchliche Mitarbeiter dem amtierenden Kardinal Rainer Maria Woelki die Gefolgschaft aufkündigen und sich der Kirchenobere nun noch mit Ermittlungen wegen Falschaussage vor Gericht herumschlagen muss, erwartet man für 2022 Austrittszahlen um die 50.000 – eine auch hierzulande unvorstellbare Zahl. Nur zwei Blitzlichter auf eine prekäre Lage.

Es geht so nicht mehr weiter, wissen die Kirchenleute beim Nachbarn und versuchen, mit dem Projekt des Synodalen Wegs, eine Kirche der Gläubigen und nicht der Kleriker zu entwickeln und auch die manifest gewordenen systemischen Ursachen anzugehen. Trotz aller Querschüsse einer konservativen Minderheit hat sich das Gros der deutschen Bischöfe mit auf diesen Weg gemacht. Beim Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe bei Papst und Kurienspitzen in Rom gab es harsche Kritik am Synodalen Weg (vgl. Gregor Hoff in der letztwöchigen FURCHE). Die Konservativen frohlocken, dass nun die Stoppschilder aufgerichtet seien und man den mühseligen Reformweg, den sie wahlweise als Glaubensabfall oder als Abgleiten in den Protestantismus zu geißeln pflegen, endlich verlassen könne.

Dem ist aber nicht so. Trotz aller Rückschläge hat der Synodale Weg schon einiges bewegt: Dass deutsche Bischöfe von der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen bis zur Diskussion um Weiheämter für Frauen mittendrin im Diskurs sind, hätte noch vor Kurzem niemand gedacht.

Die normative Kraft synodaler Wege

Und dass sich die Mehrheit der Bischöfe von Rom gerade nicht vorführen ließ, ist ein Hoffnungszeichen. Früher wären den geistlichen Herren von den kurialen Kardinälen hinter verschlossenen Türen die Köpfe gewaschen worden. Das geschah auch diesmal. Aber nun sahen sich die Kardinäle Ladaria und Ouellet, der oberste Glaubenswächter und der oberste Bischofsaufseher, genötigt, ihre Kritik an den Bischöfen zu veröffentlichen. Ouellet wollte überdies ein Moratorium des Synodalen Wegs – was die deutschen Bischöfe aber ablehnten. Auch das war bis vor Kurzem unvorstellbar.

Für Rom schmerzlicher noch, dass immer klarer wird: Das katholische Lehramt ist nicht mehr sakrosankt, das heißt, die Gläubigen nehmen dessen Vorgaben nur mehr an, wenn sie diese auch nachvollziehen können.

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