Narrativerl statt Positionen
Eigentlich wäre die Sommerlochzeit für die Medien eine gute Gelegenheit, die Relevanz der verbreiteten politischen Botschaften zu diskutieren. Davon kann keine Rede sein.
Eigentlich wäre die Sommerlochzeit für die Medien eine gute Gelegenheit, die Relevanz der verbreiteten politischen Botschaften zu diskutieren. Davon kann keine Rede sein.
Wahlkampf ist. Und wie anno 2017 bringen sich die Player in Stellung. Eine gute Zeit für die Medien, denn die Politikwerber brauchen sie – auch wenn man meint, das meiste sei heutzutage über Social Media und nicht mehr über die althergebrachten Kommunikationsmittel zu transportieren. Man darf ja seine Zweifel haben, dass das so stimmt. Nach dem 29. September wird man diesbezüglich mehr wissen.
Jedenfalls ist wieder Sommerlochzeit, in der die jeweiligen Wahlkampfmaschinerien anlaufen. Der Unterschied zum Sommer 2017 ist dennoch evident: Da waren längst die großen Erzählungen der später siegreichen Parteien auf Titelseiten und in Kommentarspalten: Die Bedrohung durch Migration im Allgemeinen und die Asylwerber im Besonderen. Die Gefahr des politischen Islam, wobei darunter oft die Muslime überhaupt subsumiert wurden. Die Rede von den Sozialschmarotzern, die das System ausnützen würden.
Im Vergleich dazu sind die aktuellen politischen Erzählungen bestenfalls Narrativerl. Man schlägt sich mit Schreddervorwürfen bei Türkis und auch Rot herum. Türkis moniert eine Schmuddelkampagne gegen den Ex-Kanzler. Und Blau ist allenfalls für die Frage gut, ob Kurz es noch einmal mit ihnen wagen wird. War da nicht etwas, was die Koalition gesprengt hat? Und was hat die zerfallene Regierung wirklich weitergebracht, was nicht, was war öffentlichkeitswirksame Schaumschlägerei?
Politisch wache Zeitgenossenschaft gefragt
Eigentlich, so denkt man, wäre die Sommerlochzeit eine Gelegenheit, Derartiges nüchtern und auch kontrovers zu thematisieren. Davon kann dennoch keine Rede sein. Dabei wären auch in Wahlkampfzeiten die Medien wichtige Player – als kritisch-wache Darsteller der politischen Botschaften; als Mit-, Gegenerzähler oder Verschweiger der Narrative; als Korrektiv zu den Spins, welche die entsprechenden Doctoren der öffentlichen Meinung zu geben suchen.
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