
Pflegereform: Heime neu denken
Das Thema Pflege ist durchaus mit dem Klimawandel vergleichbar, es braucht eine langfristige Handlungsstrategie. Die Reform ist ein Schritt, aber kein notwendiger Paradigmenwechsel.
Das Thema Pflege ist durchaus mit dem Klimawandel vergleichbar, es braucht eine langfristige Handlungsstrategie. Die Reform ist ein Schritt, aber kein notwendiger Paradigmenwechsel.
Manch eine Angelegenheit gilt es, abseits von Legislaturperiode, Parteizugehörigkeit, Ideologie oder Kammeraffinität zu verhandeln: Etwa die Frage, wie eine Gesellschaft mit betagten Menschen umgehen soll. Früher oder später werden die meisten von uns unmittelbar betroffen sein. Sei es, dass ein enger Angehöriger pflegebedürftig wird, sei es, weil man selbst auf Hilfe angewiesen ist. Wem die Solidarität mit den Pflegekräften als Motiv nicht reicht, der wird doch ein Interesse daran haben, seinen Lebensabend so sorgenfrei und selbstbestimmt wie möglich zu verbringen.
Das Thema Pflege ist durchaus mit dem Klimawandel vergleichbar. Für beide Sachverhalte braucht es eine langfristige Problemlösestrategie. Doch das ist Wunschdenken. Wenig überraschend präferiert die Politik kurz- und mittelfristige Konzepte. Auch bräuchte es Maßnahmen, um das Problembewusstsein innerhalb der Gesellschaften reicher Industriestaaten zu schärfen: Österreichs Bevölkerung wird 2030 erstmals die Neun-Millionen-Marke überschreiten – die Altersstruktur wird sich noch deutlicher zu den älteren Bevölkerungsgruppen hin verschieben. In 50 Jahren wird hierzulande eine Frau im Schnitt 92,2 Jahre alt, ein Mann 89,4 Jahre. Die Anzahl an Hochbetagten (85 Jahre +), die dauerhaft auf Hilfe angewiesen sind, wird in absoluten Zahlen dramatisch ansteigen, was die Nachfrage nach Pflegekräften explodieren lässt. Gleichzeitig nimmt das familiäre Betreuungspotenzial ab, weil die Zahl an Single-Haushalten weiter zunimmt.
Gesucht: Der überparteiliche Konsens
Auf das (ausbeuterische) System der 24-Stunden-Betreuung zu setzen, wäre indes fahrlässig. Die Länder, aus denen die Pflegerinnen (Männer werden mitgedacht) kommen, haben mittlerweile selbst massiven Bedarf und sind dabei, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, um die eigenen Fachkräfte zu halten. Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch und die Folgen werden vor allem in der Pflege sichtbar werden.
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