Politik versus Populismus: Mit Blindheit geschlagen

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Es nützt nichts, sich in der Blase der Empörten an der Impertinenz der Populisten zu reiben. Anmerkungen zur aktuellen Schwäche von Politik und Demokratie in Österreich.

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Es nützt nichts, sich in der Blase der Empörten an der Impertinenz der Populisten zu reiben. Anmerkungen zur aktuellen Schwäche von Politik und Demokratie in Österreich.

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Was ist der Unterschied zwischen Populismus und Politik? Letztere sollte, ideal-
typisch, das Zusammenleben in der Gesellschaft im Blick haben und Lösungen für Probleme und Konflikte erarbeiten und angehen. Ersterer bedient die Empörung und nimmt durchaus reale Probleme zum Anlass, um Menschen gegeneinander aufzubringen.

Die Lehrbeispiele in Populismus sind zurzeit unübersehbar: Der niederösterreichische FPÖ-Landesrat richtet Schülerinnen vor laufender Kamera ins Angesicht aus, sie seien, weil Nachfahrinnen von Migranten, hierzulande unerwünscht. Sein Landesparteivorsitzender und Sieger der jüngsten Wahl legt noch einiges an Schäbigkeit drauf, indem er die drei Millionen Euro Katastrophenhilfe für die Erdbebenopfer in Klein­asien als Verschwendung von Steuergeldern zuungunsten der Armutsbekämpfung in (Nieder-)Österreich kritisiert.

Zwei Beispiele für aktuelle Empörungsrituale, wo das „gute“ Österreich reagiert, indem es „Rassismus!“ und „Verhetzung!“ schreit. Die Mechanismen der Auseinandersetzung sind längst vorhersehbar, und es nützt wenig, sich wohlig in der Blase der Empörten an der Impertinenz der Populisten zu reiben. Denn die Landbauers und Waldhäusls, die, wie zuletzt festzustellen war, ein Viertel des Wahlvolks hinter sich haben, wissen: Ihre verbalen Ausritte werden nicht nur nicht bekämpft, sondern sogar goutiert.

Ein schockierender Befund

Das mag ein schockierender Befund sein. Aber Politik wie Zivilgesellschaft müssen lernen, damit umzugehen. Man hatte eigentlich Zeit genug dafür: Es sind genau 30 Jahre vergangen, seit Jörg Haider und die damalige FPÖ mit dem „Ausländervolksbegehren“ erstmals Gesetze forderten, die sich gegen Menschen in diesem Land richteten. Das „Lichtermeer“ dagegen war 1993 eindrucksvoll, änderte aber wenig daran, dass die Tabus, die damals gebrochen wurden, heute längst keine mehr sind.

Seither saß die FPÖ zweimal im Bund in der Regierung und bewies, dass sie es nicht kann, das Regieren und eine Politik, die dem Land und seinen Menschen nutzt. Auch danach, dass Haider und sein FPÖ-Ableger das Land Kärnten wirtschaftlich ruinierten und Österreichs Steuerzahlern Milliarden abverlangten, um das südliche Bankendesaster zu sanieren, kräht kein Hahn mehr.

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