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Sicherheit & Neutralität
Mitten in die allgemein dämmernde Erkenntis von einer nicht nur europäischen, sondern auch transatlantischen Lähmung, mitten in Versuche, einer komatösen europäischen Hausordnung (KSZE-Charta von Paris) Leben einzuhauchen, taucht wieder einmal die Frage auf, ob Österreich nicht seine Neutralität ablegen müßte, um solidarisch am Frieden in Europa und darüber hinaus mitwirken zu können.
Unser heimlicher, oder sollte ich sagen: wahrer Außenminister, Bundespräsident Klestil, ist wieder mit einer Vorgabe vor geprescht und hat Österreichs Neutralität zur Disposition gestellt. Die NATO-Option erscheint ihm als die richtige Sicherheitsperspektive für Österreich.
Fraglos braucht Europa ein tragfähiges Sicherheitssystem. Die Neutralität Österreichs ist als Ausdruck des Friedenswillens eines kleinen Landes zu interpretieren, wie es einem solchen auch gut an-steht, die von solidarischen Aktionen im Rahmen der Vereinten Nationen noch nie abgehalten hat. Neutralität und Solidarität sind kein Gegensatzpaar. Dąs muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden. Leider hat sich Österreich in jjingster Zeit bei peace keeping-operations der UNO nicht sonderlich hervorgetan. Auf dem Balkan halten wir uns mit Recht zurück. Anderswo hätte das UNO-erfahrene Österreich erbetene Mithilfe leisten müssen.
Aber es geht jetzt um Europa: die NATO ist eine Sicherheitsorganisation mit ausgebauter militärischer Stärke - jedoch momentan völlig unwirksam. Die Westeuropäische Union (WEU), die manche österreichische Politiker bevorzugen würden, kennt zwar eine stärkere Beistandsverpflichtung als die NATO, ist jedoch militärisch völlig zahnlos.
Debattieren wir also über unsere Neutralität, jahrzehntelang hochgehaltene Doktrin, über das, was geht und was nicht geht, wenn wir sie beibehalten und an einem neuen Sicherheitssystem mitbauen wollen; und vor allem über das, was wir Österreicher wirklich wollen und was Europa von uns erwartet. Und bringen wir unsere Erfahrungen als friedliebende Neutrale ein, denen vorbeugende Konfliktverhütung wichtiger ist als nachträgliche, viel schwierigere Brandbekämpfung.
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