SPÖ: Roter Kopf an Bauch!
Wenn sich die Sozialdemokratie so fundamental beschädigt, dass sich einer wie Herbert Kickl als stabile Kraft anpreisen kann, dann hat dieses Land ein Problem. Ein Aufruf zum Nachdenken.
Wenn sich die Sozialdemokratie so fundamental beschädigt, dass sich einer wie Herbert Kickl als stabile Kraft anpreisen kann, dann hat dieses Land ein Problem. Ein Aufruf zum Nachdenken.
„Die Geschichte wiederholt sich immer zweimal“, vermerkte Karl Marx, „das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce.“ Dass sich Pleiten-Pech-und-Pannen-Geschichten auch noch öfter wiederholen können und sich die Farce rasch zum Super-GAU entwickelt, konnte der Denker aus Trier noch nicht ahnen.
Doch Österreichs Sozialdemokratie hat es beim Sonderparteitag in Linz vorgemacht. Mangels Beherrschung der Grundrechnungsarten und des Computerprogramms Excel – von einer Verschwörung wollen wir noch nicht ausgehen – wurde mit Hans Peter Doskozil der falsche Mann auf den Schild gehoben. Tatsächlich hat der Traiskirchner Feuerkopf Andreas Babler mit seiner Brandrede die knappe Mehrheit der Delegierten auf seine Seite gezogen, wie sich vergangenen Montag herausstellte – 48 Stunden nach Doskozils Realisierung seines „Lebenstraums“. Wie viele Stimmen beide Kandidaten exakt bekamen, war bis zuletzt unklar. Ein Tiefpunkt in der Geschichte der einst so stolzen Partei; und nach den Konfusionen um die Bundespräsidentenwahl im Jahr 2016 ein weiterer Tiefpunkt in Österreichs Demokratiegeschichte.
Ob und wie sehr die einst staatstragende SPÖ in Trümmern liegt, kann freilich niemandem egal sein, der sich um die Stabilität und Zukunft dieses Landes sorgt. Nicht nur in Italien kann man studieren, dass am Ende nur (rechte und linke) Populisten gewinnen, wenn die großen, alten Volksparteien darniederliegen. Wenig überraschend hat FPÖ-Chef Herbert Kickl bereits die Gunst der chaotischen Stunde genutzt: In einer Aussendung präsentierte er die Freiheitlichen – vier Jahre nach „Ibiza“ – als „stabile Kraft“ und lud „enttäuschte Wähler und Mitglieder der Sozialdemokratie“ mit lustvoller Chuzpe nach Kreisky-Manier ein, „ein Stück des Weges mit uns zu gehen“.
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