Wien Energie und Strompreis: Im perfekten Sturm

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Die Malversationen rund um die Wien Energie harren der Aufklärung. Sie sind freilich nur ein Vorgeschmack darauf, was uns die nötige Energiewende noch bescheren wird.

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Die Malversationen rund um die Wien Energie harren der Aufklärung. Sie sind freilich nur ein Vorgeschmack darauf, was uns die nötige Energiewende noch bescheren wird.

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Es hätte der Tag des Alexander Van der Bellen werden sollen. In seiner Heimat, dem pittoresken Kaunertal, startete der Bundespräsident vergangenen Montag seinen Wiederwahl-Kampf – und gab vor der mitwandernden Presse eine „Österreich-Erklärung“ ab. Doch abends, in der „ZiB 2“, rangierten seine Mahnungen an Regierung und FPÖ sowie sein Appell zur Solidarität als „unsere Waffe“ gegen Putin nur mehr unter „ferner liefen“: Die Schlagzeilen dominierte die Wien Energie, die Sonntagabend angesichts explodierender Strompreise den Finanzminister um eine Liquiditätssicherung in Milliardenhöhe gebeten hatte – und zwar binnen Stunden.

Das mediale Erdbeben war entsprechend. Und vieles liegt bis heute im Dunkeln – zuvorderst die Frage, ob die umfangreichen Verkaufstermingeschäfte im Wortsinn „Spekulationen“ waren – oder ein ganz normales Vorgehen, das nur durch verrückt spielende Märkte leider, leider entglitt. Die Wahrheit dürfte wohl in der Mitte liegen: Tatsächlich sind derlei Geschäfte durchaus sinnvoll, um Risiken abzufedern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wie Experten betonen. Freilich geht es immer um das Maß. Dass die Turbulenzen auf den Energiemärkten nicht bei Nacht und Nebel kamen, sondern schon vor Putins Angriff auf die Ukraine merkbar waren, zeigt jedenfalls der Wien-Energie-Geschäftsbericht von 2021 – mit bereits deutlich gestiegenen kurzfristigen Schulden.

Alles richtig gemacht?

Auch das Wiener Rathaus wusste von der Misere. Bereits am 15. Juli überwies Michael Ludwig (SPÖ) dem stadteigenen Energieversorger 700 Millionen Euro – Montag dieser Woche tat er dies ein zweites Mal. Dass der Bürgermeister dies nicht an die große Glocke hängte, ist mit Blick auf die Börsendynamik verständlich. Dass die von der Stadtverfassung vorgesehene „unverzügliche“ Information des Gemeinderates erst im September nachgereicht werden soll, riecht freilich nach versuchter Vertuschung. Die miserable Krisenkommunikation des politischen Wien, die mit 72 Stunden Verspätung einzig nach dem Motto „alles richtig gemacht“ verlief, könnte Ludwigs in der Coronakrise erworbenen Macher-Nimbus nachhaltig erschüttern.

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